Digitale Kompetenz und Privatheit

Kurzbeschreibung

Der Beitrag nähert sich dem Thema Privatheit über eine Verortung innerhalb von Modellen zu digitaler Kompetenz. Zentraler Bezugspunkt ist dabei das DigComp-Modell der Europäischen Kommission von 2020. Die Autorin beschreibt, dass das Thema Privatheit (oberflächlich betrachtet) leicht dem Kompetenzbereich der Sicherheit zugerechnet werden kann. Allerdings wird es nicht nur dort relevant. Denn Privatheit wird in diesem Beitrag breit definiert, das bedeutet, dass Privatheit nicht auf Datenschutz allein reduziert wird. Daher erstrecken sich Fragen nach Privatheit vielmehr auch auf andere Kompetenzbereiche, darunter werden vor allem das Erstellen digitaler Inhalte sowie die Kommunikation und Informierung benannt. Überall stehen Kompetenzträger*innen vor Fragen, welche Inhalte als privat und schützenswert erachtet werden können. Vor dem Hintergrund einer zunehmend schwieriger werdenden Grenzziehung zwischen Privatem und Öffentlichem im Netz geht der Beitrag unter anderem der Frage nach, was dies für das Erlangen digitaler Kompetenz bedeutet. Dabei wird beispielsweise aufgezeigt, inwiefern Privatheit bzw. die Grenze zwischen privat und öffentlich bei der Einordnung einer Information relevant ist. Schließlich wird ein Modell der digitalen Privatheitskompetenz vorgestellt.

Annahmen über die Folgen der Digitalisierung

Grundsätzlich sind verschiedene Veränderungen mit der Verbreitung des Internets aufgekommen. Zum einen hat sich das Spektrum an Kommunikationsaktueren erweitert. Zum anderen haben sich Bedingungen des gesellschaftlichen Miteinanders sowie Machtkonstellationen (beispielsweise zwischen dem Staat und den Bürger*innen) verändert. Mit Blick auf Privatheit sind vor allem zwei Veränderungen hervorzuheben. Dies ist erstens die zunehmende Anzahl von privaten Inhalten im Internet. Zweitens verschwimmen durch die Digitalisierung zunehmend Grenzen zwischen dem, was als privat und dem, was als öffentlich gilt. Besonders deutlich wird dies, wenn es um die Kommunikation im Netz und den Umgang mit Daten geht. Beispielhaft angeführt werden Politiker*innen, die Bürger*innen über digitale Medien Einblicke in ihr Privatleben geben. Vor diesem Hintergrund stehen Bürger*innen im digitalen Zeitalter vor der Herausforderung, ihre Privatheit sowohl gegenüber dem Staat als auch gegenüber Unternehmen, wie beispielsweise Facebook, zu verteidigen. Dazu müssen sie verschiedenen Kompetenzen erwerben, die unter dem Begriff "Privatheitskompetenz" zusammengefasst werden können. Es wird darauf verwiesen, dass die aktuelle permanente Öffentlichkeit, die im Netz entstanden ist, dazu führen kann, dass Menschen sich wieder mehr in die Privatheit zurückziehen.

Kompetenzanforderungen

In Hinblick auf Privatsphäre werden an Nutzer*innen verschiedene Kompetenzanforderungen adressiert, die vor allem darauf zielen, die Nutzung und das Teilen privater Informationen zu verstehen sowie sich selbst und andere Personen zu schützen.

Kompetenzdimensionen

Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Maßnahmen zum Schutz der eigenen Privatsphäre ergreifen.

Kognitive Dimension: Wissen über die Funktion von Medien; Wissen, wie Medien Privatheit semiotisch kommunizieren und konstruieren; Wissen, warum Daten zu welchem Zweck von wem erhoben, verarbeitet und weitergegeben werden.

Kreative Dimension: Eigene Inhalte erstellen.

Soziale Dimension: Sich selbst und andere vor Schaden schützen.

Kritisch-reflexive Dimension: Wissen um die (gesellschaftliche) Wirkungsweise digitaler Medien; kritische Nutzung und Auseinandersetzung mit digitalen Medien, der Gestaltung, der gesellschaftlichen Bedeutung, der Informationsqualität und deren Bedeutung für das eigene Leben und das der Gesellschaft als Ganzes, die die Digitalisierung bewirkt; reflektieren, warum Daten schützenswert sind; Machtaspekte der Digitalisierung reflektieren und dazu politisches Wissen erwerben; Konsequenzen der Weitergabe privater Daten einschätzen können.

Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz

Die Autor*innen beschreiben digitale Kompetenz als zentral für die allgemeine und berufliche Bildung sowie für das gesellschaftliche und Arbeitsleben. Dies zeigt sich auch daran, dass digitale Kompetenz im Referenzrahmen der Europäischen Union als Schlüsselkompetenz betrachtet wird. Digitale Kompetenz bezieht sich darin vor allem auf eine sichere, verantwortungsvolle sowie kritische Nutzung von und Auseinandersetzung mit digitalen Technologien. Privatheit als Kompetenz und ein Verständnis von Privatheit berühren viele andere Kompetenzbereiche.

Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?

keine Angabe

Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?

Die Autorin betrachtet die Wahrung von Privatheit eingebettet in gesellschaftliche Rahmenbedingungen. So stellt sie fest, dass Privatheit im digitalen Raum in einem Dreieck aus Individuum, Staat und Anbieterunternehmen erstritten werden muss. Zugleich ist der Begriff der Privatheit auch an die jeweilige Gesellschaft und Kultur gebunden und kann sich daher fortlaufend verändern. Auch wird davon ausgegangen, dass Enthüllungen, wie beispielsweise um Cambridge Analytica, sowie eigene Erfahrungen des Kontrollverlustes, zu einem höheren Bewusstsein für Risiken im Hinblick auf Privatsphäre führen.

Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz

keine Angabe

Quellenangabe

Kneuer, M. (2022) Digitale Kompetenz und Privatheit. In R. Knackstedt, J. Sander & J. Kolomitchouk (Hrsg.), Kompetenzmodelle für den digitalen Wandel. Orientierungshilfen und Anwendungsbeispiele (S. 167-177). Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-63673-2

Zuletzt geändert am 16. Juli 2024.