Medienbildung in der Grundschule – ein konzeptioneller Beitrag zur Auseinandersetzung mit (digitalen) Medien
Kurzbeschreibung
Der Text stellt ein Rahmenkonzept für die Medienbildung in der Grundschule dar. Es werden Kompetenzen vorgestellt, die von Kindern am Ende der Grundschulzeit erwartet und durch die Schule vermittelt werden sollten. Dabei wird auf verschieden Inhalts-, Nutzungs- und Zielbereiche von Medienbildung sowie spezifische Aufgabenfelder eingegangen. Diese werden zunächst theoretisch erläutert uns schließlich anhand von Beispielen und Vorschlägen für Kinder im Grundschulalter konkretisiert.
Annahmen über die Folgen der Digitalisierung
Die Entwicklung der Medienlandschaft durch die Digitalisierung ist nicht vergleichbar mit der Entwicklung von traditionellen Medien. Sie verläuft schneller und die Grenzen zwischen den Medien verlaufen fließend (Fernsehen über das Internet, interaktive Smartphones). Auch wird es zunehmend schwieriger dokumentarische von fiktionalen Beiträgen und Tatsachen von Fake News zu unterscheiden. Eine weitere Schwierigkeit liegt darin, dass weniger einfach zu erkennen ist, dass und auf welche Art Informationen für einzelne Nutzer*innen gezielt aufgrund algorithmischer Verfahren ausgewählt werden. Dadurch entsteht eine Komplexität, mit der Einzelne umgehen müssen. Deswegen sollten Medienbildung in der Schule gelehrt werden, um Grundkenntnisse bereits in der Grundschule zu vermitteln.
Kompetenzanforderungen
Kinder sollten Grundlagenkenntnisse sowie Nutzungs- und Reflexionsfähigkeiten in Bezug auf den Medienalltag, die Auswirkungen von Medien, die Sicherheit sowie technische Funktionsweisen entwickeln.
Kompetenzdimensionen
Instrumentell-qualifikatorische Dimension: (nicht-)mediale Möglichkeiten für Information und Lernen sachgemäß handhaben und nutzen (z.B. für ein bestimmtes Anliegen eine Suchmaschine auswählen und eine konkrete Suchstrategie anwenden können); Handhabungsfertigkeiten für eine funktionsgerechte Nutzung von Medien bzw. Hard- und Software.
Kognitive Dimension: (nicht-)mediale Möglichkeiten für Information und Lernen unter Beachtung von Unterschieden beschreiben und im Hinblick auf einzelne Situationen begründet auswählen (z.B. verschiedene Informationsquellen kennen, anhand von konkreten Merkmalen beschreiben, für bestimmte Anliegen eine Suchmaschine auswählen und Suchergebnisse im Hinblick auf grundlegende Unterschiede, z.B. Nachricht oder Werbung, einschätzen können); verschiedene Möglichkeiten der medienunterstützten Kommunikation (z. B. E-Mail, Messaging-Dienste, Chat, Blogs) kennen und Unterschiede und mögliche Anwendungssituationen beschreiben können; ausgewählte Medienarten sowie Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen ihnen beschreiben; Beispiele für Medienkonvergenz nennen; an Beispielen einzelne Merkmale der digitalen Infrastruktur beschreiben, z.B. die Überführung von Information in Daten, Varianten der Datenerfassung, algorithmisches Vorgehen und Vernetzung; ausgewählte Darstellungsformen und Gestaltungstechniken unter Beachtung von Unterschieden beschreiben; Recherche- und Strukturierungsfähigkeiten; Fähigkeit zur Analyse und Bewertung von Medienangeboten und eigenen Medienbeiträgen.
Affektive Dimension: Anhand von Beispielen erläutern, was man gegen unangenehme medienbedingte Gefühle und irreführende Vorstellungen über die Wirklichkeit tun kann; mit Bezug auf Beispiele Gefühle und Realitätsvorstellungen beschreiben, die bei der Mediennutzung hervorgerufen werden können.
Kreative Dimension: Technische Hilfsmittel für die eigene Gestaltung und Präsentation von Bildern bzw. Fotos, schriftlichen Texten, Hör- und Videobeiträgen beschreiben und funktionsgerecht handhaben; einen Plan für die eigene Gestaltung und Präsentation von Bildern bzw. Fotos, eines Printmediums, eines Hör- oder Videobeitrages unter Anleitung situationsbezogen entwickeln und ausführen.
Soziale Dimension: Kenntnis und Beachtung von Regeln beim mediengestützten Umgang miteinander; Kommunikationsfähigkeit.
Kritisch-reflexive Dimension: Bei vorhandenen Medienangeboten und eigenen Medienbeiträgen Darstellungsformen und Gestaltungstechniken bedenken; für ausgewählte Produkte und Leistungen im Medienbereich beschreiben, welche Kosten mit ihnen verbunden sind, und bei der Mediennutzung beachten; Bedeutung der Altersbeschränkungen bei Medienangeboten und rechtlicher Bedingungen der Nutzung erläutern können und sie beachten; Kenntnisse und Verstehen von Inhaltsbereichen als Grundlage für eine reflexive, rezeptive, interaktive und produktive Mediennutzung; Fähigkeit zur Analyse und Bewertung von Medienangeboten und eigenen Medienbeiträgen; Problemlöse-, Entscheidungs-, Gestaltungs- und Urteilsfähigkeit im Medienbereich.
Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz
Medienkompetenz und Medienbildung sind zwei unterschiedliche Konstrukte, die miteinander in Beziehung stehen. Medienkompetenz kann eine Grundlage für die Beschreibung von Kompetenzniveaus bilden, während Medienbildung einen Oberbegriff für alle bildungsrelevanten Aktivitäten im Zusammenhang mit Medien darstellt.
Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?
keine Angabe
Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?
keine Angabe
Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz
keine Angabe
Quellenangabe
Herzig, B. (2020). Medienbildung in der Grundschule – ein konzeptioneller Beitrag zur Auseinandersetzung mit (digitalen) Medien. ZfG. Zeitschrift für Grundschulforschung, 13(1), 99-116.