JUNG! DIGITAL! SOZIAL? – Erklärungsfaktoren für Online-Sozialkompetenzen im Kindes- und Jugendalter

Kurzbeschreibung

Die Studie JUNG! DIGITAL! SOZIAL? beschäftigt sich - aufbauend auf einem Medienkompetenzmodell von Pfaff-Rüdiger et al. (2012), das Medienkompetenz als Fähigkeit auffasst, mit dem eigenen Medienhandeln die Bedürfnisse nach Kompetenz, Autonomie und sozialer Verbundenheit zu befriedigen - eingehender mit der sozialen Komponente von Medienkompetenz. Die Autor*innen arbeiten heraus, was zentrale Bereiche sozial kompetenten Online-Handelns sind, welche Unterschiede sich darin in Abhängigkeit soziodemografischer Variablen zeigen und welche Faktoren diese Sozialkompetenz beeinflussen. Der Aspekt der Sozialkompetenz wurde gewählt, da er durch das veränderte Kommunikationsverhalten von Jugendlichen zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Die Sozialkompetenz wird bei Jugendlichen der siebten bis zehnten Klassenstufe in Form eines Fragebogens abgefragt.

Annahmen über die Folgen der Digitalisierung

Vor allem das Kommunikationsverhalten von Kindern und Jugendlichen hat sich im Vergleich zu früheren Generationen verändert (Always-On-Generation). Heranwachsende bewegen sich mit großer Selbstverständlichkeit in digitalen Lebenswelten. Medien dienen ihnen neben der Unterhaltung und Information vor allem dazu, Beziehungen zu pflegen. Besonders im Jugendalter gab es im Verlauf der letzten Jahre eine Verschmelzung von medialen und sozialen Praktiken. Aus dem veränderten Kommunikationsverhalten ergibt sich die Frage, über welche Kompetenzen Kinder und Jugendliche verfügen müssen, um sich sicher und sozial angemessen im Internet zu bewegen.

Kompetenzanforderungen

Kinder sollen sich sicher und angemessen, das bedeutet auch gefahrenfrei für andere, im Internet bewegen können.

Kompetenzdimensionen

Affektive Dimension: Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen, online erlebte Emotionen adäquat verarbeiten und ausdrücken zu können; durch selbst selektierte Inhalte eigene Bedürfnisse befriedigen.

Kreative Dimension: medienbezogene gestalterischen Fähigkeiten.

Soziale Dimension: Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen, online erlebte Emotionen adäquat verarbeiten und ausdrücken zu können; angemessener Umgang mit anderen und kooperatives Handeln mit anderen online; mit anderen über Online-Erlebnisse sprechen; Online Erfahrungen in das eigene soziale Leben integrieren; Medienbezogene Fertigkeiten mit anderen zu teilen/weiterzugeben.

Kritisch-reflexive Dimension: eigenes Online-Handeln mit Blick auf gesellschaftliche Normen und Werte reflektieren (Erkennen von Risiken und Gefahren im gesellschaftlichen Diskurs).

Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz

Kompetenz zeigt sich, wenn ein Individuum durch das eigene Medienhandeln Kompetenz (Sachkompetenz), Autonomie (Selbstkompetenz) und soziale Verbundenheit (Sozialkompetenz) erfährt. Der Erwerb von individuellen und sozialen Online-Kompetenzen wird als zentrale Entwicklungsaufgabe für das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen verstanden. Sachkompetenz besteht aus den Unterdimensionen Medienwissen und Medialitätsbewusstsein. Selbstkompetenz besteht aus reflexiven, motivationalen, emotionalen und kreativen Kompetenzen. Sozialkompetenz untergliedert sich in die Bereiche partizipative Kompetenzen, integrative Kompetenzen, vermittelnde Kompetenzen und moralische Kompetenzen.

Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?

keine Angabe

Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?

Bei der Erhebung wurden persönliche Bedingungen, wie Geschlecht, Alter, Schulart der weiterführenden Schule sowie die Region (ländlicher oder städtischer Sitz der Schule) abgefragt. Zudem wurde die Internetnutzung sowie kognitive und affektive Empathiefähigkeiten der Befragten in die Studie einbezogen. Einen weiteren Bestandteil der Studie bildet das soziale Umfeld, da der Einfluss der elterlichen Medienerziehung sowie der Kommunikationsnormen unter Peers berücksichtigt wurde.

Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz

keine Angabe

Zentrale empirische Befunde über Kompetenz

Es scheint, dass individuelle Faktoren (insbesondere Empathie und Online-Nutzungsverhalten) sowie interaktionale Faktoren (wie das Erziehungs- und Kommunikationsverhalten von Eltern und Peers) eine besondere Rolle für die Entwicklung von Sozialkompetenzen spielen. Eine Förderung von Sozialkompetenzen in digitalisierten Lebenswelten muss laut den Autor*innen demnach über die einzelne handelnde Person hinausgehen, und auch die sozialen Lebenskontexte der Jugendlichen mit in den Blick nehmen. Zudem zeigen sich geschlechtsspezifische Unterschiede: So setzen sich Jungen mehr mit Online-Inhalten auseinander und thematisieren diese auch innerhalb von Peer-Beziehungen, wohingegen Mädchen bei der Online-Interaktion eher auf einen guten und sozial akzeptierten Umgang miteinander achten.

Quellenangabe

Festl, R., Langmeyer, A., & Walper, S. (2019). Jung! Digital! Sozial? Erklärungsfaktoren für Online-Sozialkompetenzen im Kindes- und Jugendalter. Deutsches Jugendinstitut e.V., Vodafone Stiftung Deutschland. https://www.vodafone-stiftung.de/wp-content/uploads/2019/10/Vodafone_Stiftung_Studie__Sozialkompetenzen-online.pdf

Zuletzt geändert am 16. Juli 2024.