„Quelle: Internet“? – Digitale Nachrichten- und Informationskompetenzen der deutschen Bevölkerung im Test

Kurzbeschreibung

Die Autor*innen untersuchen in dieser Studie die digitale Informations- und Nachrichtenkompetenz der Bevölkerung in Deutschland. Dazu wurden verschiedene Einstellungs- und Nutzungsfragen und Testaufgaben zu fünf Kompetenzbereichen (digitale Navigatorin, Journalistin, Fact-Checkers, Debatteur, Kommunikationswissenschaftlerin, Citoyen) entwickelt und an einer repräsentativen Stichprobe (der Internetnutzenden im Alter ab 18 Jahren) erhoben. Im Ergebnis weist die Bevölkerung im Durchschnitt einen Kompetenzwert auf, der unterhalb der Hälfte der erreichbaren Punktzahl liegt (13,3 von 30 Punkten). Hinsichtlich der Kompetenzwerte ergeben sich zum Teil deutliche Unterschiede mit Blick auf Alter, Bildung, Geschlecht sowie Mediennutzung und bestimmte Einstellungen.

Annahmen über die Folgen der Digitalisierung

In Folge des Medienwandels haben Journalist*innen sowie Medieninstitutionen ihre Funktion als Gatekeeper*in verloren, wodurch die Menschen zunehmend auf sich allein gestellt sind, wenn es um das die Einordnung und Beurteilung von Informationen und Nachrichten geht. Durch diesen Wandel erlangt die eigene Informations- und Nachrichtenkompetenz zunehmend an Bedeutung.

Kompetenzanforderungen

Kompetenzträger*innen sollen Nachrichten verstehen, einordnen und hinterfragen können.

Kompetenzdimensionen

Instrumentell-qualifikatorische Dimension: sich in unübersichtlichen Informationsangeboten schnell zurechtfinden können; App bedienen; Browser nutzen können.

Kognitive Dimension: Zuverlässigkeit von Quellen erkennen können; Vollständigkeit einer Information erkennen; Relevanz von Themen richtig einschätzen; Kenntnisse über journalistischen Standards und Sorgfaltspflichten; Grundkenntnisse über das Mediensystem sowie darüber, wie digitale Öffentlichkeiten funktionieren und welche Mechanismen dahinterstehen (Wissen darüber, ob deutschlandweit relevante Medienmarken privat oder öffentlich-rechtlich organisiert sind; Basiswissen, wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk funktioniert; zwischen Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit unterscheiden können; Wissen darüber, welche Konzerne hinter bekannten Medienmarken stehen; Wissen über die politische Ausrichtung von überregionalen Zeitungen; Wissen über Algorithmen und Suchmaschinen); Kenntnisse über Funktionsweisen sozialer Medien.

Kritisch-reflexive Dimension: Eingestehen eigener Fehler; Güte und Vollständigkeit von Nachrichten bewerten können; Zuverlässigkeit von Quellen beurteilen können; einordnen, welche Absicht hinter einem Informationsschnipsel steht und dafür Plattform-eigene Hinweise (z.B. Werbemarkierungen) erkennen und nutzen; Vertrauenswürdigkeit einer Nachricht einschätzen; richtig einschätzen, dass die Anzahl von Likes oder Kommentaren nichts über die Vertrauenswürdigkeit einer Nachricht aussagt; zwischen tatsachen- und meinungsorientierten Darstellungsformen unterscheiden können; erkennen, wer hinter einer Quelle steht; (nicht-)neutrale Quellen/Accounts erkennen; Verständnis, warum Kompetenzträger*innen keine ungeprüften Nachrichten von unbekannten Quellen teilen sollten; die eigene Verantwortung in digitalen Medienumgebungen einschätzen können.

Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz

keine Angabe

Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?

keine Angabe

Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?

Die Autor*innen beziehen in ihrem Modell digitaler Informations- und Nachrichtenkompetenz mit ein, dass dafür bestimmte Aspekte auf Ebene des Individuums Voraussetzung sind, so z.B. Lese- und Mathematikkompetenz, Technikkompetenz (wie das Bedienen von Apps oder das Nutzen eines Browsers) sowie politische Bildung. Darüber hinaus berücksichtigen die Autor*innen Einstellungen der Befragten, etwa deren Vertrauen in Medien, politische Institutionen und das demokratische System in Deutschland. Neben soziodemografische Daten (u.a. das Einkommen) finden auch die Hauptinformationsquelle der Bafragten sowie ihre Nutzung sozialer Medien Eingang in die Erhebung.

Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz

Die Autor*innen merken an, dass die Messung von Kompetenz mittels Selbsteinschätzung keine eindeutigen Ergebnisse liefert

Zentrale empirische Befunde über Kompetenz

Von maximal 30 erreichbaren Punkten erreichten die Befragten im Durchschnitt 13,3 Punkte. 22 Prozent der Befragten weisen höhere Werte für digitale Informations- und Nachrichtenkompetenz auf, während sich 46 Prozent in den Bereich (sehr) niedriger Kompetenzwerte einordnen lassen. Ein Drittel der Befragten bewegt sich im Mittelfeld. Die Ergebnisse variieren jedoch mit Blick auf das Geschlecht, das Alter, die Bildung, die Mediennutzung sowie bestimmte Einstellungen. So schneiden Männer im Vergleich zu Frauen etwas besser ab. Deutlichere Unterschiede als zwischen den Geschlechtern zeigen sich allerdings mit Blick auf das Alter. Mit zunehmendem Alter zeigen sich geringere Kompetenzwerte. Auch mit Blick auf die Schulbildung ergeben sich Unterschiede. Während Befragte mit niedriger Schulbildung einen Wert von 11,2 Punkten erreichen, liegt dieser Wert bei Personen mit hoher Schulbildung bei 16,2 Punkten. Besonders auffallend sind die Unterschiede, wenn man Alter und Bildung gemeinsam betrachtet. Auch hinsichtlich der Medien- und Nachrichtennutzung zeigen ergeben sich Unterschiede. So erreichen diejenigen, die Nachrichten überwiegend online konsumieren, höhere Kompetenzwerte als die, deren Nachrichtenkonsum v.a. offline stattfindet.

Quellenangabe

Meßmer, A.-K., Sängerlaub, A., & Schulz, L. (2021). „Quelle: Internet“? Digitale Nachrichten- und Informationskompetenzen der deutschen Bevölkerung im Test. Stiftung Neue Verantwortung e. V. https://www.stiftung-nv.de/sites/default/files/studie_quelleinternet.pdf

Zuletzt geändert am 16. Juli 2024.