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Begriffe2go

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Was genau sind Grundemotionen? Sind Emotionen und Affekte das gleiche? Und was ist eigentlich emotionale Intelligenz? In dieser Begriffssammlung liefert unser Team kompakte Erklärungen zu ausgewählten Begriffen zum Thema Emotionen.

Grundemotionen

Grundemotionen, auch „Basisemotionen“ genannt (engl. basic emotions), sind Emotionen, die die zentralen Bausteine des emotionalen Lebens darstellen. Sie werden als „Bausteine“ bezeichnet, da alle Emotionen, die nicht zu den Grundemotionen gehören, stets aus einer „Mischung“ der Grundemotionen hervorgehen. Der Psychologe Paul Ekman identifizierte in seinen Forschungen Freude, Überraschung, Angst, Wut, Ekel, Trauer und Verachtung als Grundemotionen. Bei der Frage, welche Emotionen zu den Grundemotionen gehören, ist sich die Forschung nicht einig. Zum Beispiel zählt laut dem Soziologen und Psychologen Martin Dornes Interesse bzw. Neugier auch zu den Grundemotionen. Grundemotionen sind voneinander unabhängig und können als Resultat evolutionärer Entwicklungsprozesse verstanden werden. Sie können meist anhand eines bestimmten Gesichtsausdrucks erkannt werden, wobei jeder Grundemotion ein bestimmter Gesichtsausdruck zugeordnet werden kann. Interessanterweise verbinden die meisten Menschen, unabhängig vom soziokulturellen Hintergrund, dieselben Gesichtsausdrücke mit denselben Grundemotionen. Zum Beispiel zeigt sich die Grundemotion Angst stets anhand aufgerissener Augen. Angst kann daher von Menschen unterschiedlichster Herkunft identifiziert werden.

Emotionale Intelligenz

Emotionale Intelligenz umfasst die Fähigkeiten, eigene und fremde Gefühle wahrzunehmen, sie richtig einzuschätzen und entsprechend zu handeln. Das Konzept beruht auf der Theorie der multiplen Intelligenzen, die besagt, dass es verschiedene Arten von Intelligenz gibt, die bei allen Menschen unterschiedlich ausgeprägt sind (z. B. sprachliche Intelligenz, logische Intelligenz etc.). Der Begriff „emotionale Intelligenz“ wurde 1990 eingeführt und hat seitdem sehr an Popularität gewonnen. Eine große Rolle spielte dabei der amerikanische Journalist und Psychologe Daniel Goleman, der 1996 fünf zentrale Fähigkeiten der emotionalen Intelligenz definierte:

  1. Die eigenen Emotionen kennen: Bei dieser Fähigkeit geht es darum, dass Menschen ihre Emotionen erkennen und akzeptieren.
  2. Emotionen regulieren: Zentral ist, in belastenden Situationen Gefühle wie Angst oder Enttäuschung zu reduzieren und positive Gefühle zu verstärken. Dies unterstützt dabei, angemessen zu reagieren und eine Situation nicht zu dramatisieren oder zu verharmlosen.
  3. Motivation: Hier geht es darum, emotionale Faktoren so zu nutzen, dass langfristige Ziele erreicht werden, der Lernprozess genossen wird und trotz Hindernissen durchgehalten wird.
  4. Empathie: Empathisch zu sein bedeutet zu erkennen, was andere fühlen. Diese Fähigkeit ist eine wichtige Grundlage aller zwischenmenschlichen Beziehungen.
  5. Umgang mit Beziehungen: Nicht nur zu erkennen, was andere Menschen fühlen, sondern auch der Umgang mit den Gefühlen ist ein zentraler Aspekt.

 

In der aktuellen Forschung wird das Konzept von Daniel Goleman teilweise kritisiert, da es erlernbare Fähigkeiten mit Persönlichkeitsmerkmalen mischt. Aktuelle Diskurse um den Begriff „emotionale Intelligenz“ drehen sich eher um die Frage, ob es sich um erlernbare Fähigkeiten, grundlegende Charaktereigenschaften oder eine Mischung aus beidem handelt.

Affekt vs. Emotion

Eine klare Unterscheidung der beiden Begriffe fällt selbst Wissenschaftler*innen nicht leicht und auch in der Praxis verschwimmen die beiden Konstrukte häufig. Wagt man sich an eine theoretische Differenzierung, so ist folgende Unterscheidung eine Möglichkeit: Der Begriff „Affekt“ kann als Variante des Begriffs „Emotion“ verstanden werden. Während Emotionen als körperliche Reaktionen bzw. Bewertungen auf bestimmte Ereignisse aufgefasst werden können, stellen Affekte Emotionszustände dar, die eher unwillkürlich sind. Affekte richten sich tendenziell auf Verhalten, worauf sich auch der Ausdruck „Handeln im Affekt“ bezieht. Aus dem Affekt heraus zu handeln ist für den Menschen wichtig, da bei Affekten Sinnesreize sehr schnell an das Gehirn weitergeleitet werden und so eine zunächst eher unbewusste und schnelle emotionale Bewertung von Situationen möglich ist. Affekte können so als „Frühwarnsystem“ fungieren. Affekte sind demnach Gefühle, die der direkten Kontrolle des Individuums entzogen sind und ein Verhalten hervorrufen, das von einer Person im Vorhinein nicht bewusst geplant war. Die Gefühle bleiben also meist verdeckt und entziehen sich der bewussten Kontrolle. Der Oberbegriff „Emotionen“ umfasst hingegen sowohl bewusste als auch unbewusste körperliche Erregungszustände

Lachyoga: Emotionen bewusst verändern

Wer regelmäßig Lachyoga praktiziert, soll stressresistenter und glücklicher sein. Das versprechen zumindest die zahlreichen Lachclubs, die es auch hierzulande gibt. Doch was ist Lachyoga überhaupt? Und kann es wirklich dabei helfen, das eigene Wohlbefinden zu steigern? Lachyoga versteht sich als eine Form des klassischen Yogas. Dementsprechend gibt es auch beim Lachyoga meditative Atemübungen und Stretching. Neben diesen „klassischen“ Elementen des Yogas werden beim Lachyoga jedoch auch Lachübungen eingebaut. Nach dem Motto „Lachen ohne Grund“ erzeugen die Teilnehmer*innen ein künstliches Lachen, das im Verlaufe einer Lachyoga-Sitzung in ein echtes Lachen übergehen soll. Gemäß Erfahrungsberichten soll das eine heitere Stimmung hervorrufen, die auch noch nach der Lachyoga-Session anhält. Erklären ließen sich diese Effekte mit Erkenntnissen aus der Forschung zu Embodiment. Theorien hierzu besagen, dass die Selbstwahrnehmung und der Umgang mit dem eigenen Körper die Psyche beeinflusst. Also dass bestimmte Gesichtsausdrücke, die eigene Körperhaltung sowie motorische Verhaltensweisen wie Lachen die eigenen Gefühle verändern können. Motorisches Verhalten, das wir bewusst ausüben, kann sich also auch auf unsere Emotionen auswirken. Wie die Mechanismen hier genau sind und inwiefern sich die Wirkung von Lachyoga generalisieren lässt, muss allerdings noch weiter erforscht werden.

Emotionalisierung

Medien lassen uns nicht immer kalt. Denn in Medien bekommen wir nicht nur trockene Informationen und harte Fakten präsentiert. Medien transportieren auch Emotionen und sind in der Lage, Emotionen in uns hervorzurufen. Werden Emotionen in Medieninhalten gezielt eingesetzt, sogar gesteigert und gebündelt, spricht man von „Emotionalisierung“. Emotionalisierung ist eine Kommunikationsstrategie, mit der Kommunikatoren wie Journalist*innen bestimmte Ziele erreichen wollen. Denn wer es schafft, Menschen auf der emotionalen Ebene anzusprechen, kann sie für die eigenen Ideen gewinnen und sie überzeugen. Die Mittel der Emotionalisierung sind dabei vielfältig. In Texten können aufwertende Adjektive, Vergleiche oder Metaphern dazu beitragen, den Inhalt zu emotionalisieren. Die gezielte Auswahl von Bildern ist ebenfalls ein wichtiges Mittel bei der Emotionalisierung von Medieninhalten. Bestimmte Emotionen lassen sich beispielsweise mit ausgewählten Farben hervorheben oder die Dramaturgie eines Ereignisses mit Momentaufnahmen steigern. Gerade bei Videoinhalten spielt auch die Verbindung von Bild und Musik eine große Rolle, um das Dargestellte zu emotionalisieren. Langsame und tiefe Töne rufen bei dem*der Zuschauer*in eher ruhigere Emotionen hervor. Schneller Rhythmus und hohe Melodien bezwecken das Gegenteil.

Zitation

Herrmann, S.; Tausche, S.; Brugger, L. 2022: Begriffe2go. Im Rahmen des Projektes Digitales Deutschland. Online verfügbar: https://digid.jff.de/magazin/emotionen/begriffe2go-emotionen/