Show or tell? A systematic review of media and information literacy measurements
Kurzbeschreibung
Wie wird Media und Information Literacy im wissenschaftlichen Diskurs definiert und empirisch gefasst? Mit dieser Frage befasst sich der vorliegende Artikel in Form einer systematischen Literaturanalyse. Dazu wurden insgesamt 4008 Veröffentlichungen zwischen 2000 und 2021 untersucht, wovon 87 in die Analyse einbezogen wurden. Als wichtigste Messmethoden in den Studien erwiesen sich Selbsteinschätzungen oder das Erheben tatsächlicher Fähigkeiten.
Annahmen über die Folgen der Digitalisierung
keine Angabe
Kompetenzanforderungen
Die Autor*innen merken an, dass Kompetenzanforderungen je nach untersuchtem Text und theoretischem Hintergrund variieren. Übergreifend zeigt sich, dass relativ viele Kompetenzanforderungen mit dem Konzept von MIL in Verbindung stehen (z. B. Medienproduktion oder kritische Reflexion).
Kompetenzdimensionen
Instrumentell-qualifikatorische Dimension: technisch-betriebliche Fähigkeiten; Nutzung.
Kognitive Dimension: Informationen.
Kreative Dimension: Produktion von Inhalten.
Soziale Dimension: Kommunikative Skills.
Kritisch-reflexive Dimension: Sicherheit; Lösen von Problemen; kritisches Verstehen; Evaluation.
Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz
In der Studie werden Media Literacy und Information Literacy in einem Konzept (MIL) erfasst, die aber beide unterschiedliche Wurzeln haben: Medienkompetenz wurde traditionell im Zusammenhang mit audiovisuellen Medien verwendet, während Informationskompetenz im Zusammenhang mit digitalen Informationssystemen entwickelt wurde. Die Kombination der beiden Konzepte wurde insbesondere im globalen Kontext der UNESCO verwendet. Das UNESCO MIL Kompetenzmodell kombiniert die drei Begriffe Medienkompetenz, Informationskompetenz und digitale Kompetenz. Meistens wird MIL dabei als eine Sammlung von individuellen Kenntnissen, Fähigkeiten und Einstellungen verstanden, die sich im Einklang mit der Medienentwicklung entwickeln und über ein eher instrumentelles oder werkzeugbasiertes Verständnis von digitalen Fähigkeiten oder digitaler Kompetenz hinausgehen.
Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?
Variiert je nach untersuchter Studie.
Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?
Fast alle Studien beinhalten soziodemographische Angaben. Je nach Studiendesign wurden zusätzlich weitere Ebenen (z. B. gesellschaftliche Teilhabe) miteinbezogen.
Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz
Es gibt viele Herausforderungen bei der Messung von Kompetenzen im Zusammenhang mit MIL. Einige der wichtigsten Fragen sind, welche Indikatoren und konzeptionellen Rahmen angewendet werden und wie zuverlässige Daten erhoben werden können. Forschende müssen in jedem Fall genau abgrenzen, welche Aspekte von MIL sie messen wollen, da eine vollständige Untersuchung von MIL in ihrer ganzen Breite nicht möglich sein wird – unabhängig vom gewählten Design.
Zentrale empirische Befunde über Kompetenz
Die Autor*innen stellen fest, dass in mehreren der untersuchten Studien die kreative Dimension von MIL weniger im Vordergrund stand als technische Aspekte, wie die grundlegende Nutzung von digitalen Technologien. Außerdem schlussfolgern sie, dass berücksichtigt werden muss, wie die unterschiedlichen Kompetenzdimensionen mit verschiedenen soziokulturellen Kontexten und Praktiken verbunden sind. Die Kenntnis des MIL-Niveaus der Individuen gibt zwar einen Einblick in die Mikroebene, aber weniger in wichtige kontextuelle Aspekte, wie das Bildungssystem, die Medienindustrie, die politische Ebene, das Netzwerk und die Familie.
Quellenangabe
Schofield, D., Kupiainen, R. P., Frantzen, V. M., & Novak, A. (2023). Show or tell? A systematic review of media and information literacy measurements. Journal of Media Literacy Education, 15(2), 124-138. https://doi.org/10.23860/JMLE-2023-15-2-9
Sonstige Anmerkungen
Die Autor*innen merken kritisch an, dass insgesamt nur wenige Studien systematisch wiederholt wurden, nur wenige größere Bevölkerungsgruppen erfasst haben und soziodemographische Angaben oft unterschätzt wurden.