Leben mit Medien. Medienbiografien von älteren Menschen
Kurzbeschreibung
In der vorliegenden Studie geht es um Medienbiografien älterer Menschen. Welche Medien waren den Befragten in welcher Phase ihres Lebens wichtig? Wie haben sie sich diese Medien anggeignet? Und wie nehmen sie den technologischen Wandel wahr? Dazu wurden 21 Leitfadeninterviews mit Menschen im höheren Lebensalter geführt. Die Ergebnisse zeigen, dass Senior*innen vor allem klassische Medien nutzen, zum Beispiel Fernsehen, Zeitungen und Radio. Digitale Medien, zum Beispiel Smartphones, werden aber auch verstärkt verwendet. Mit ihnen sind die Befragten häufig als erstes über ihre Arbeit in Kontakt gekommen. Wie Senior*innen digitale Medien nutzen, hängt von verschiedenen Rahmenbedingungen ab, zum Beispiel dem Alter, dem sozioökonomischem Status sowie dem Beruf. Je nachdem entwickeln sie verschiedene Strategien im Umgang mit den Herausforderungen der Digitalisierung. Diese reichen von der Unterstützung durch das eigene soziale Umfeld bis zum spielerischen Ausprobieren digitaler Medien.
Annahmen über die Folgen der Digitalisierung
Die Mediatisierung ist ein Meta-Prozess, ähnlich wie die Globalisierung. Medien haben heutzutage Einfluss auf und Bedeutung in sämtlichen Lebensbereichen. Das zeigt sich sowohl in einer steigenden Anzahl an Internetnutzenden als auch in vielfältigeren Nutzungsmöglichkeiten. Es wird zunehmend selbstverständlich, digitale Medien zu verwenden. Die Verbreitung digitaler Medien und mobiler Geräte beeinflusst auch das Leben Älterer massiv. Die Forschung beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf die Mediennutzung - jedoch vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Menschen im höheren Lebensalter stehen selten im Fokus.
Kompetenzanforderungen
Heute geht es nicht mehr nur um rein technische Fertigkeiten, vielmehr wird Medienkompetenz in einem umfassenderen Sinn gefordert.
Kompetenzdimensionen
Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Das Internet nutzen können; Hilfe holen können.
Kognitive Dimension: Informationen rasch finden können.
Affektive Dimension: Sich von Online-Angeboten abgrenzen, denen man nicht traut.
Soziale Dimension: Durch digitale Medien mit anderen in Kontakt bleiben; Hilfe holen können.
Kritisch-reflexive Dimension: Skepsis bezüglich der Überwachung und Anonymität im Internet.
Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz
keine Angabe
Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?
keine Angabe
Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?
Der Ansatz medienbiografischer Forschung versucht, möglichst nah an alltäglichen Erfahrungen und damit den Lebenswelten der Menschen anzusetzen. Dementsprechend finden zahlreiche Kontexte der Kompetenzträger*innen in dieser Studie Berücksichtigung. So wurden individuelle Faktoren wie beispielsweise das Alter (dieses variierte in der Stichprobe verhältnismäßig stark), formale Bildung oder der ökonomische Status der Familie zur Interpretation der Daten herangezogen. Aber auch das Vorwissen der Befragten, ihre Motivation und Einstellungen gegenüber digitalen Medien waren Gegenstand der Studie. Hinzu kam das Medienensemble der Senior*innen am Wohn- und Arbeitsplatz. Dieses veränderte sich beispielsweise vor allem beim Umzug in ein eigenes Heim grundlegend. Auch die Rolle des sozialen Umfelds wurde beleuchtet. Hier sind vor allem Kinder und Enkelkinder bedeutend, da diese den Befragten Zugang zu digitalen Medien ermöglichen und sie bei der Medienntzung unterstützen. Diese Kontexte prägen, wie die Befragten mit Medien umgehen.
Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz
keine Angabe
Zentrale empirische Befunde über Kompetenz
Die Befragten schätzen ihre Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien unterschiedlich ein. Die Einschätzung reicht von eher oder gut zurechtkommen in den meisten Fällen bis zu keinerlei Kompetenz. Auch Internetnutzende äußern Unsicherheiten und Ängste, vor allem bezüglich Datenmissbrauch und Internetbetrug. Die Autor*innen stellen einen Zusammenhang zwischen dem Beruf der Befragten und ihren Kompetenzen her. Denn von den Befragten, die über gute Kompetenzen verfügen, hatten die meisten in ihrer Arbeit bereits mit Computern zu tun. Um sich Kompetenz anzueignen, greifen Senior*innen auf verschiedene Strategien zurück. Sie werden durch jüngere Generationen unterstützt, bringen sie sich bestimmte Dinge selber bei oder haben etwas durch berufliche Weiterbildungen erlernt.
Quellenangabe
Roth-Ebner, C., & Oggolder, C. (2023). Leben mit Medien. Medienbiografien von älteren Menschen. Medienimpulse, 61(1). https://doi.org/10.21243/mi-01-23-06
Sonstige Anmerkungen
Die Einstellungen älterer Menschen zur Digitalisierung sind unterschiedlich. Einerseits fühlen sie sich angesichts komplexer Anwendungen überfordert. Andererseits können sie Chancen der Digitalisierung für sich nutzen, beispielsweise die einfachen Informationsmöglichkeiten. Insgesamt beschreiben die Befragten häufiger Probleme des Medienwandels, darunter vor allem das Suchtpotenzial. Für die Mediennutzung sind mehrere Faktoren prägend, darunter vor allem der Beruf und der Umzug in ein eigenes Heim. Klassische Medien behalten für Ältere einen wichtigen Stellenwert. Eine Minderheit der Befragten lässt sich als medienaffin bezeichnen. Dies sind Senior*innen, die auf dem neuesten Stand sind, was technologische Neuerungen angeht. Unter den mobilen Anwendungen kommt der Messenger-Dienst WhatsApp für die Senior*innen an erster Stelle. Dieser dient ihnen vor allem dazu, mit anderen in Kontakt zu bleiben. Das Motiv der Verbundenheit ist nach der Information das zweitwichtigste Motiv, digitale Medien zu nutzen.