Lifelogging in einer Kultur der Digitalität – Analysen aus der medienkompetenztheoretischen Perspektive Dieter Baackes

Kurzbeschreibung

Vor welchen Herausforderungen stehen Individuen heutzutage in digitalen Kulturen? Diese Frage steht im Zentrum der vorliegenden Studie. Dabei fokussieren sich die Autor*innen auf ein Phänomen, nämlich das Lifelogging. Mit diesem Begriff werden alle Arten beschrieben, wie Menschen ihr Leben mithilfe von Medien protokollieren, um sich später daran zu erinnern, Vergleiche anzustellen oder diese mit anderen zu teilen. Beispiele sind etwa das Erstellen persönlicher Playlists oder Self-Tracking. Ausgehend von Dieter Baackes Medienkompetenzmodell werden Kompetenzen beschrieben, die beim Lifelogging relevant sind. Dies wird anhand einer bestimmten Praktik des Lifeloggings von Studierenden illustriert.

Annahmen über die Folgen der Digitalisierung

Wir leben heutzutage in einer Kultur der Digitalität. Diese ist durch drei Merkmale gekennzeichnet, nämlich Referenzialität, Gemeinschaftlichkeit und Algorithmizität. Die Kultur wird zum einen durch Menschen gestaltet, zum anderen wirkt sie sich auf das Handeln der Menschen aus. Medien kommt dabei vor allem die Funktion zu, Verbindungen Einzelner zur Welt herzustellen. Deswegen sind sie essentiell, damit Kultur entstehen kann. In dieser Kultur der Digitalität ist Lifelogging ein typisches Phänomen. Zwar bedarf es zum Lifelogging nicht zwangsläufig digitaler Medien. Allerdings erleichterte vor allem die Einführung von Smartphones diese Praxis. Sie machte "eine mühelose, umfassende und stetige Lebensprotokollierung 'nebenbei' überhaupt erst möglich" (S. 6).

Kompetenzanforderungen

Im Kontext von Lifelogging und einer Kultur der Digitalität ergeben sich neue Kompetenzanforderungen. In der Studie sind vor allem der Umgang sowie kritische Reflexion zentrale Themen. Im Detail sind die Anforderungen unter der Überschrift Kompetenzdimensionen aufgeführt.

Kompetenzdimensionen

Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Wissen zu aktuellen Technologien wie relevanter Hardware oder Apps und deren Möglichkeiten, um Lebensprotokollierung umsetzen zu können; Technologien handlungssicher gebrauchen.

Kognitive Dimension: Wissen zu aktuellen Technologien wie relevanter Hardware oder Apps und deren Möglichkeiten, um Lebensprotokollierung umsetzen zu können.

Kreative Dimension: Protokollierungstechniken zum Beispiel jenseits der Angebote von großen Unternehmen entwickeln oder selbst programmieren; das eigene Leben kunstvoll protokollieren, etwa durch Fotografien, deren Sammlung und deren kreative Zurschaustellung.

Soziale Dimension: Kontakthalten mit anderen Menschen; das eigene Leben kunstvoll protokollieren, etwa durch die kreative Zurschaustellung von Fotos.

Kritisch-reflexive Dimension: Gefahrenpotenziale beim Lifelogging (zum Beispiel ein damit verbundener ungesunder Optimierungsdrang) kennen und kritisch reflektieren können, sie in den eigenen Lifelogginghandlungen berücksichtigen und sich nicht von ihnen vereinnahmen lassen; nicht unbesehen neuen Moden und Trendentwicklungen zur personenspezifischen Optimierung hinterher laufen, sondern für sich passende und sinnvolle (mitunter auch gesunde) Ziele bestimmen und reflexiv einordnen können.

Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz

Die Autor*innen beziehen sich auf Dieter Baackes Begriff von Medienkompetenz, da er sich durch seine offene Konzeption auch gut auf neue Medienentwicklungen anwenden lässt. Sie verstehen Medienkompetenz dementsprechend als besondere Form kommunikativer Kompetenz. Menschen sind kompetente Wesen, benötigen aber Unterstützung, um ihre Fähigkeiten entfalten zu können. Medienkompetenz zu fördern ist ein lebenslanger Bildungsprozess. Der Begriff Medienkompetenz bezieht sich auf alle Medien.

Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?

keine Angabe

Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?

In einer Kultur der Digitalität kommt Algorithmen eine strukturierende Funktion zu. Algorithmen entscheiden mit darüber, welche Inhalte Relevanz erhalten. Dadurch haben Softwarefirmen, die solche Algorithmen entwickeln, eine besondere Machtposition. Inwiefern Menschen ihre Medienkompetenz weiterentwickeln, ist von vielfältigen Faktoren abhängig, so etwa dem ökonomischen, sozialen und kulturellen Kapital. Medienkompetentes Handeln ist also sowohl von subjektiven Faktoren, zum Beispiel Motivation, gesellschaftlichen Bedingungen, wie Normen, sowie situativen, entwicklungsbedingten, sozialen und kulturellen Faktoren abhängig.

Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz

keine Angabe

Zentrale empirische Befunde über Kompetenz

Die von den Studierende erstellten Bilder legen nahe, dass die Befragten keine Probleme haben, die Technik zu bedienen. Ob sie jedoch kritisch reflektieren, welche Inhalte auf den Fotos zu sehen sind, ist fraglich. Mehrmals werden auf den Fotos sensible Inhalte (beispielsweise über Arztbesuche) dargestellt. Dies verweist darauf, dass die Studierenden in Bezug auf Privatsphäre eher "lockere" Maßstäbe anlegen.

Quellenangabe

Dehmel, L., & Burgfeld-Meise, B. (2023). Lifelogging in einer Kultur der Digitalität. Analysen aus der medienkompetenztheoretischen Perspektive Dieter Baackes. LBzM 23, 1–24. https://doi.org/10.21240/lbzm/23/09

Sonstige Anmerkungen

Auf einem Großteil der Bilder ist das Smartphone abgebildet, oftmals im häuslichen Umfeld. Dies deutet auf seine besondere Relevanz im Alltag der befragten Studierenden hin. Zudem wird häufig das Handeln beim Instant Messaging dargestellt.

Zuletzt geändert am 16. Juli 2024.