Medienkompetenz als unbekannte Praxis – Ethnographische Perspektiven auf Digital Natives

Kurzbeschreibung

Die Studie gibt einen Einblick in das Medienhandeln von Grundschüler*innen und wie Medienkompetenz im schulischen Bereich dargestellt werden kann. Dabei wird nicht ein bestehendes Medienkompetenzmodell zum Ausgangspunkt der Überlegungen gemacht, sondern die Perspektive der Kompetenzträger*innen. Dazu wurde mit einer teilnehmenden Beobachtung ein qualitativer Forschungszugang gewählt.

Annahmen über die Folgen der Digitalisierung

Der Autor beschreibt Digitalisierung als ein Schlagwort in der heutigen Zeit. Damit werden sowohl Chancen als auch Risiken verbunden. Zudem kommt der Anspruch auf, dass sich Medienerziehung an die Digitalisierung anpassen sollte. In diesem Kontext kommt auch dem Begriff der Medienkompetenz eine große Bedeutung zu.

Kompetenzanforderungen

Der Autor benennt verschiedene Anforderungen, auf die Kinder beim Umgang mit Medien in der Schule stoßen. Diese beziehen sich vor allem auf die Bedienung technischer Geräte sowie konkretes Anwendungswissen. Genau sind diese in der Rubrik Kompetenzdimensionen aufgeführt.

Kompetenzdimensionen

Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Text auf dem Tablet abtippen; Textprogramm öffnen; technische Handhabung, zum Beispiel das korrekte Eingeben einer Internetadresse im Browser; Spiele spielen.

Kognitive Dimension: Wissen, was man mit Tablets machen kann; Wissen, wie man im Internet Informationen sucht, zum Beispiel wie man eine Internetadresse korrekt angibt.

Kritisch-reflexive Dimension: Merkmale einer Software in Bezug auf den schulischen Alltag reflektieren.

Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz

Medienkompetenz lässt sich nicht unabhängig von einem kulturellen Raum definieren. Damit relativiert sich der Begriff Medienkompetenz und bezieht sich vielmehr auf kulturspezifische Normen und Aktivitäten.

Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?

Es wird davon ausgegangen, dass Medienkompetenz aus der Sicht von Kindern (mit Blick auf ihr Handeln) erschlossen werden sollte. Daher wird in dieser Studie kein Konstrukt von Medienkompetenz zum Ausgangspunkt der Darstellung der Ergebnisse gemacht. Vielmehr steht das schulische Medienhandeln von Grundschüler*innen im Fokus. Davon ausgehend werden Kompetenzen skizziert. An den Beobachtungen wird zum einen sichtbar, dass die Schüler*innen die Schule bzw. die Schulordnung als Referenzrahmen nutzen, um sich Phänomene und Merkmale digitaler Medien zu erklären. Zum anderen reflektieren sie digitale Medien mit Blick auf den schulischen Alltag.

Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?

Der Autor weist darauf hin, dass sich Medienkompetenz je nach Kontext unterschiedlich konstituiert. So haben Kinder nicht dieselbe Medienkompetenz wie Erwachsene. Ebenso stellt sich Medienkompetenz je nachdem, in welchem sozialen Umfeld Medien genutzt werden (beispielsweise in der Schule, in der Familie oder mit den Peers), unterschiedlich dar.

Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz

Der Autor macht deutlich, dass Medienkompetenz nicht unabhängig von lebensweltlichen Kontexten gedacht werden kann. Daher wird eine übergreifende (normative) Definition sowie eine darauf aufbauende Prüfung von Medienkompetenz kritisch betrachtet.

Zentrale empirische Befunde über Kompetenz

Im Kern zeigt sich, dass Schüler*innen Funktionen von Medien und Funktionen der Schule zueinander in Beziehung setzen und reflektieren. Medienkompetenz in der Schule ist eine andere als in anderen Kontexten, wie beispielsweise der Familie.

Quellenangabe

Lange, J. (2020). Medienkompetenz als unbekannte Praxis. Ethnographische Perspektiven auf Digital Natives. Zeitschrift für Grundschulforschung, 13(1), 15-29. https://doi.org/10.1007/s42278-019-00068-1

Zuletzt geändert am 16. Juli 2024.