Haben oder nicht haben, das ist hier die Frage! Eine empirische Studie zur digitalen Kompetenz von Studienanfängerinnen und Studienanfängern
Kurzbeschreibung
Die Autor*innen stellen eine unzureichende Ausgangslage im Bereich digitaler Kompetenzen bei Studienanfänger*innen fest. Denn bisher erworbenes Wissen und Können im Umgang mit digitalen Technologien führt nicht automatisch dazu, dass dies auf die jeweilige Studiensituation und damit verbundene Anforderungen übertragen werden kann. Seit Ausbruch der Pandemie und der damit einhergehenden verstärkten Digitalisierung der Hochschullehre werden diese Defizite besonders offenkundig. Nach Einschätzung der Autor*innen fördern Schulen Jugendliche und junge Erwachsenen nicht ausreichend im Bereich Digital Literacy. Im Beitrag wird das Forschungsprojekt DiKoS vorgestellt, die methodische Umsetzung in Form eines Mixed-Methods-Ansatzes erläutert und ausgewählte Ergebnisse diskutiert. Digital Literacy wird hier als ein Zusammenspiel von facheinschlägigem Wissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten für einen kompetenten Umgang mit digitalen Technologien definiert. Eine Person braucht Digital Literacy, um digital kompetent zu sein. Digitale Kompetenzen sind ein Zusammenspiel von Wissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten (Können) und Motivation (Wollen). Empirisch erhoben wird auf Basis des Digitalen Kompetenzmodells DigComp 2.0 AT. Die Datenauswertung bezieht sich dann vorrangig auf einen Digitalisierungsindex, der Zugang zu digitalen Medien, Nutzungsverhalten, Selbsteinschätzung von ausgewählten Kompetenzen und Einstellungen zu digitalen Medien umfasst. Nach diesem Index werden die Studienanfänger*innen in Digitale Ferne, Digitale Mitte und Digitale Spitze klassifiziert. Abschließend werden Überlegungen für die hochschulische Lehrkräftebildung diskutiert und die Forderung nach mehr Kompetenzförderung in den Schulen erhoben.
Annahmen über die Folgen der Digitalisierung
Durch die Digitalisierung erfolgt eine grundlegende Veränderung der Sozialisationsbedingungen junger Menschen, die in einer mediatiserten Welt von Geburt an aufwachsen. Es ist aber nicht so, dass junge Menschen automatisch so sozialisiert werden, dass durch ihren medialisierten Alltag automatisch die entsprechenden Kompetenzen erwachsen. Bisher erworbenes Wissen und Können im Umgang mit digitalen Technologien führt nicht automatisch dazu, dass dieses Wissen auf die jeweilige Studiensituation und die damit verbundenen Anforderungen übertragen werden kann. Die Schule scheint die Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht ausreichend mit Digital Literacy auszustatten. Im Studium werden diese Kompetenzen benötigt, um ihr Studium erfolgreich zu absolvieren und in einer digitalisierten Gesellschaft zu leben.
Kompetenzanforderungen
keine Angabe
Kompetenzdimensionen
Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Digitale Geräte bedienen.
Kognitive Dimension: Umgang mit Informationen; Umgang mit Daten; Probleme lösen.
Kreative Dimension: Digitale Inhalte kreieren.
Soziale Dimension: Kommunikation; Zusammenarbeit.
Kritisch-reflexive Dimension: Sicherheit; Umgang mit Informationen; Umgang mit Daten.
Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz
Der Umgang mit digitalen Technologien ist eine zentrale Kulturtechnik. Weder Digital Literacy noch digitale Kompetenz sind jedoch feststehende Begriffe. Vielmehr hat sich das Begriffsverständnis im Lauf der Zeit verändert. In diesem Beitrag werden digitale Kompetenzen als ein Zusammenspiel von Wissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten (Können) und Motivation (Wollen) verstanden, Digital Literacy als ein Zusammenspiel von facheinschlägigem Wissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten für einen kompetenten Umgang mit digitalen Technologien. Eine Person braucht Digital Literacy, um digital kompetent zu sein. Um digitale Kompetenz zu operationalisieren, stützten sich die Autor*innen auf folgende Kompetenzbereiche aus dem DigComp 2.0 AT: Grundlagen und Zugang, Umgang mit Informationen und Daten, Kommunikation und Zusammenarbeit, Kreation digitaler Inhalte, Sicherheit, Problemlösen sowie Weiterlernen.
Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?
keine Angabe
Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?
Der sozioökonomische Hintergrund wird als zentrale Ungleichheitsdimension beim Erwerb der notwendigen Kompetenzen benannt. In Bezug auf die Kontextfaktoren wurden insbesondere persönliche Bedingungen wie Alter, Geschlecht und formale Bildung und Merkmale der Schule (Laptop- bzw. Tabletklasse) berücksichtigt. Eine große Unterscheidung wird in der Datenauswertung im Bereich der schulischen Vorbildung durch die Sonderauswertung zu Laptop- bzw. Tablet-Klassen gemacht. Medienausstattung und Nutzung, Selbsteinschätzungen und Einstellungen werden für die Klassifikation gemäß Digitalisierungsindex herangezogen.
Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz
keine Angabe
Zentrale empirische Befunde über Kompetenz
Die Studienanfänger*innen unterscheiden sich deutlich in ihrer Nutzungsfrequenz und -vielfalt im Bereich digitaler Medien. Große Unterschiede zeigen sich auch in den Kompetenzniveaus, insbesondere in Bezug auf die Fähigkeit zur Informationsrecherche, zur kritischen Bewertung von Informationen und zur Anwendung von Technologien für das Lernen und die Zusammenarbeit. Das Rahmenkonzept der Studie bezieht sich auf verschiedene Dimensionen und Teilbereiche von Kompetenz, darunter Wissen, Fähigkeiten und Einstellungen. Die Studierenden weisen eine hohe Selbstwirksamkeit im Umgang mit digitalen Medien auf und haben positive Einstellungen diesen Technologien gegenüber. Die Datenauswertung bezieht sich dann vorrangig auf einen Digitalisierungsindex, der den Zugang zu digitalen Medien, Nutzungsverhalten, Selbsteinschätzung von ausgewählten Kompetenzen und Einstellungen zu digitalen Medien umfasst. Nach diesem Index werden die die Studienanfänger*innen in Digitale Ferne (15%), Digitale Mitte (70%) und Digitale Spitze (15%) klassifiziert. Viele Studienanfänger*innen haben Schwierigkeiten digitale Technologien effektiv für ihre akademischen Aufgaben zu nutzen, was darauf hindeutet, dass es in Bezug auf die Kompetenzentwicklung noch Verbesserungspotenzial und insbesondere verstärkte Kompetenzförderung in der Bildungseinrichtung Schule braucht.
Quellenangabe
Stock, M., Slepcevic-Zach, P., & Kopp, M. (2022). Haben oder nicht haben, das ist hier die Frage! Eine empirische Studie zur digitalen Kompetenz von Studienanfängerinnen und Studienanfängern. In K.-H. Gerholz, P. Schlottmann, P. Slepcevic-Zach, & M. Stock (Hrsg.), Digital Literacy in der beruflichen Lehrer:innenbildung. Didaktik, Empirie und Innovation (S. 169-183). wbv Publikation. https://doi.org/10.3278/9783763973019