Kompetenzen für KI-Anwendungen: Theoretisches Modell und partizipative Erfassung und Vermittlung in Unternehmen
Kurzbeschreibung
Die Autor*innen stellen das von ihnen entwickelte Kompetenzmodell "Kompetenzarchitektur 4.0" vor. Es soll Unternehmen dazu dienen, zu erfassen, welche Kompetenzen ihre Mitarbeitenden im Umgang mit KI-Anwendungen benötigen, die im Unternehmen eingesetzt werden. Zunächst identifizieren die Autor*innen Kompetenzanforderungen, die die Digitalisierung an Beschäftigte stellt. Diese gruppieren sie in einem zweiten Schritt in digitale, soziale und kognitive Kompetenzen und arbeiten sie zu einem Kompetenzmodell aus. Dieses soll Führungskräften, Personalverantwortlichen, Betriebsräten und Beschäftigten helfen zu eruieren, welche Qualifikationsbedarfe erforderlich sind, um im jeweiligen Unternehmensbereich Anwendungen Künstlicher Intelligenz zu nutzen. Mit der "Kompetenzarchitektur 4.0" soll der Ist- und Soll-Zustand bei den Mitarbeitenden erfasst werden, um darauf aufbauend Weiterbildungsmaßnhamen zu entwickeln.
Annahmen über die Folgen der Digitalisierung
Anwendungen Künstlicher Intelligenz sind bislang in wenigen Unternehmen in Deutschland im Einsatz. Zukünftig werden sie eine größere Rolle im Berufsleben von Arbeitnehmer*innen und in der Unternehmensführung spielen. Auch wenn einige Technologien den Menschen bei gewissen Arbeitstätigkeiten ersetzen werden, werden sie in den meisten Fällen Beschäftigte bei wissensintensiven oder belastenden Tätigkeiten eher unterstützten. Es ist zunehmend nötig, dass Beschäftigte mit Künstllicher Intelligenz zusammenarbeiten, um menschliche Fähigkeiten zu erweitern. Unternehmen sollten sich ergebende Kompetenzanforderungen identifizieren, um entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen zu entwickeln. Da in jedem Unternehmen andere Systeme und Anwendungen, die auf Künstlicher Intelligenz basieren, eingesetzt werden, sei es unmöglich, allgemein verbindliche Kompetenzanforderungen für alle Beschäftigten in sämtlichen Unternehmen festzulegen. Vielmehr sollten verschiedene Stakeholder eines Unternehmens partizipativ mit Hilfe des hier vorgestellten Kompetenzmodells ermitteln, welche Qualifikationen für den Umgang mit einer bestimmten Anwendung notwendig sind.
Kompetenzanforderungen
Alle Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Mitarbeitenden dabei zu unterstützen, erstens digitale beziehungsweise technologische Kompetenzen, zweitens kognitive Kompetenzen (wie zum Beispiel kritische Reflexion) und drittens soziale Kompetenzen (etwa interdisziplinäre Zusammenarbeit) zu erwerben. Welche dieser drei Kompetenzdimensionen jeweils gefördert werden sollen, muss jedes Unternehmen selbst entscheiden.
Kompetenzdimensionen
Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Probleme in digitalen Umgebungen lösen; Problemlösungskompetenz; Sicherheit; Prozessdenken.
Kognitive Dimension: Informations- und Datenkompetenz; Systemwissen und ganzheitliches Denken; KI-Awareness, zum Beispiel Wissen über Systeme Künstlicher Intelligenz und deren Leistungsfähigkeit; Lernfähigkeit.
Affektive Dimension: Veränderungsbereitschaft und Offenheit für Neues; Lernbereitschaft; Fehlerkompetenz.
Kreative Dimension: Digitale Inhalte erstellen; Kreativität; Innovationsfähigkeit.
Soziale Dimension: Digitale Kommunikation und Kooperation; interdisziplinär und interkulturell zusammenarbeiten; Teamfähigkeit; Kommunikationsfähigkeit.
Kritisch-reflexive Dimension: Kritische Reflexion; ethisches Bewußtsein.
Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz
Die Autor*innen beschreiben Kompetenz als Fähigkeit von Individuen, sich an neue Bedingungen und Situationen flexibel anzupassen und eigenständig neue Handlungspraktiken zu entwickeln, die den neuen Rahmenbedingungen in angemessener Form entprechen. KI-Anwendungen sind zu vielfältig, als dass die erforderlichen Kompetenzen der Beschäftigten für alle Unternehmen pauschal festgelegt werden können. Das vorgeschlagene Modell erlaubt es jedoch, Kompetenzprofile für spezifische berufliche Rollen und Tätigkeiten in Unternehmen zu erstellen. Einige derjenigen Kompetenzanforderungen, die für den Umgang mit digitalen Technologien erforderlich sind, sind auch für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz relevant. Letztere erfordert jedoch zusätzliche Kompetenzen, beispielsweise KI-Awareness.
Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?
keine Angabe
Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?
In Unternehmen kommen vielfältige KI-Anwendungen zum Einsatz. Daher können erforderliche Kompetenzen nicht übergreifend für alle Unternehmen festgelegt werden. Vielmehr muss jedes Unternehmen partizipativ entwickeln, welche Kompetenzen für die Benutzung einer konkreten Anwendung Künstlicher Intelligenz notwendig sind. An diesem Prozess sollten Führungskräfte, Personalverantwortliche, Betriebsräte und Beschäftigte beteiligt werden.
Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz
Um partizipativ Kompetenzen zu ermitteln, bedarf es transdisziplinärer Wissenschafts-Praxis-Projekte, in denen Workshops und Interviews mit Beschäftigten und Führungskräften geführt werden.
Quellenangabe
Franken, S., Mauritz, N., & Prädikow, L. (2022). Kompetenzen für KI-Anwendungen: Theoretisches Modell und partizipative Erfassung und Vermittlung in Unternehmen. GfA-Press: Gesellschaft für Arbeitswissenschaft e.V. https://www.researchgate.net/publication/359453614_Kompetenzen_fur_KI-Anwendungen_Theoretisches_Modell_und_partizipative_Erfassung_und_Vermittlung_in_Unternehmen