Medienkompetenz als Basisvariable für Blended Counseling – Ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt in der Mütter- und Väterberatung. Schlussbericht
Kurzbeschreibung
Der vorliegende Bericht setzt sich mit der konzeptionellen Fundierung, Erprobung und Evaluation von Blended Counseling in der Mütter- und Väterberatung auseinander. Vor diesem Hintergrund wurde auf Basis eines Literaturüberblicks ein Medienkompetenzmodell entwickelt, welches Kompetenzen von Berater*innen im Hinblick auf die Umsetzung von Blended Counseling in ihrer Arbeit bündelt. Als Hilfestellung wurde darüber hinaus ein Instrument entwickelt, das Berater*innen verwenden können, um die eigenen Kompetenzen einzuschätzen.
Annahmen über die Folgen der Digitalisierung
Durch die Verbreitung des Internets hat sich die Art und Weise, wie Menschen kommunizieren rasch verändert. Von diesen Veränderungen ist auch der Bereich psychosozialer Beratung nicht unberührt geblieben. Neben Face-to-Face-Beratung etablierten sich auch asynchrone Formen der Online-Beratung. Seit kurzem wird unter dem Begriff des Blended Counselings die Möglichkeit diskutiert, Vorteile der Beratung on- und offline miteinander zu verbinden. Kennzeichnend dafür ist, dass mehrere kommunikative Settings - aufbauend auf konzeptionellen Überlegungen - miteinander verbunden werden.
Kompetenzanforderungen
In der Studie wird vor allem auf technische Umgangsweisen mit Kommunikationstools sowie Sensibilität für das Thema Datenschutz als Kompetenzanforderungen eingegangen.
Kompetenzdimensionen
Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Sicherheit im Umgang mit kommunikativen Settings; Tools und Technik kennen und einsetzen können.
Soziale Dimension: Beratungsbeziehung.
Kritisch-reflexive Dimension: Datenschutzwissen und -sensibilität; Reflexion und Evaluation.
Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz
Im Modell des Blended Counseling mit den drei Dimensionen der Klient*innen-, Organisations- und Berater*innenperspektive ist Medienkompetenz in allen drei Dimensionen als relevante Komponente verankert. Hinzu kommt auf Seite der Berater*innen eine Datenschutzkompetenz, die gefordert wird.
Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?
Im Rahmen von Gruppendiskussionen wurde den teilnehmenden Berater*innen das im Projekt entstehende Medienkompetenzmodell vorgelegt, wozu sie ihre Einschätzung abgeben konnten. Konkret wurden sie danach gefragt, welche Kompetenzbereiche im Rahmen der Erprobung von Blended Counseling besonders relevant und welche weniger relevant waren. Zudem konnten sie weitere Aspekte benennen, die aus ihrer Sicht für Medienkompetenz zur Durchführung von Blended Counseling wichtig sind. Auch wurde die Frage aufgemacht, welche Kompetenzen Menschen, die eine solche Beratung in Anspruch nehmen, benötigen (und welche Kompetenz die Berater*innen in der Erprobung des Formats wahrgenommen hatten). Die Ergebnisse der Gruppendiskussion flossen in die Entwicklung des Medienkompetenzmodells Blended Counseling ein.
Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?
Es wird davon ausgegangen, dass Medienaffinität mit Medienkompetenz zusammenhängt. In der Online-Befragung der Berater*innen wurde daher Medienaffinität erhoben anhand der Häufigkeit der eigenen Mediennutzung - differenziert nach beruflichem, beraterischem und privatem Bereich - sowie der Haltungen gegenüber digitalen Medien. Im Beratungsprozess werden vor allem sprachliche Barrieren sowie technische Ausstattung als relevante Rahmenbedingungen benannt. Im beschriebenen Kompetenzmodell wurde bewusst auf eine kleinteilige Beschreibung von Fähigkeiten in Bezug auf bestimmte Tools verzichtet, da das Berufsfeld Beratung breit gefächert ist und je nach Situation den Einsatz ganz verschiedener Tools notwendig macht. Dementsprechend können sich Kompetenzanforderungen deutlich unterscheiden.
Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz
keine Angabe
Zentrale empirische Befunde über Kompetenz
Die befragten Berater*innen schätzten ihre Sicherheit im Umgang mit verschiedenen Geräten zwischen mittelmäßig und hoch ein. Am sichersten schätzen sie sich im Umgang mit E-Mail und Telefon ein. Darauf folgten SMS, Instant Messenger sowie an letzter Stelle Videocalls. Als Herausforderungen schilderten die Berater*innen bei der Erprobung von Blended Counseling beispielsweise technische Schwierigkeiten, die sie nicht selbst beheben konnten, sowie Unsicherheit darüber, ob Verbindungsprobleme mit der eigenen Technik zusammenhingen. Ein Bewusstsein für Datenschutz scheint bei den Berater*innen eher nicht so hoch ausgeprägt zu sein. Oft möchten sie Verantwortung dafür gern an andere Akteure (zum Beispiel die Organisation oder Klient*innen) abgeben. Die Klient*innen wurden von den Berater*innen meist als sicher im Umgang mit den Tools beschrieben. Vor allem Offenheit, neue Tools auszuprobieren, wurde für Klient*innen als relevant beschrieben. Spezielle Medienkompetenzen seien hingegen eher weniger relevant. Jedoch können sie bei dem Angebot (ob als Blended Counseling oder nicht) schon eine Rolle spielen.
Quellenangabe
Camenzind, G., Hörmann, M., & Tschopp, D. (2021). Medienkompetenz als Basisvariable für Blended Counseling: Ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt in der Mütter- und Väterberatung. Schlussbericht. Hochschule für Soziale Arbeit FHNW. http://dx.doi.org/10.26041/fhnw-3928