Die Weiterentwicklung des Kompetenzrasters digi.kompP für Pädagog*innen
Kurzbeschreibung
Der Beitrag stellt ein Kompetenzraster für die digitale Kompetenz von Lehrkräften vor. Aufgrund mehrerer Veränderungen - darunter die Einführung einer digitalen Grundbildung in Österreich - wurde das Instrument zur Aus- und Fortbildung von Lehrer*innen überarbeitet. Die Autor*innen erläutern, wie das ursprüngliche Modell entstanden ist und welche Änderungen vorgenommen wurden. Zudem wird ein Instrument zur Überprüfung der digitalen Kompetenz (digi.checkP) vorgestellt. Dieses besteht aus zwei Teilen. Ein Teil umfasst Fragen, anhand derer die Lehrkräfte ihre Kompetenzen einschätzen sollen, der andere Teil besteht aus Multiple-Choice-Fragen.
Annahmen über die Folgen der Digitalisierung
Medienkompetenz bzw. digitale Kompetenzen zu entwickeln hat in der letzten Zeit deutlich an Bedeutung gewonnen. Aus diesem Grund wurden Kompetenzraster für die Kompetenzen von Schüler*innen entwickelt sowie Lehrpläne dahingehend angepasst. In einem nächsten Schritt wurde auch für Lehrkräfte ein Kompetenzraster entwickelt.
Kompetenzanforderungen
Lehrkräfte sollen nicht nur selbst über fachliche, pädagogische und digitale Kompetenzen verfügen, sondern sie auch ihren Schüler*innen vermitteln können. In Anlehnung an das DigCompEdu-Modell werden im vorliegenden Kompetenzmodell vier unterschiedliche Stufen der Kompetenzentwicklung (Einsteigen, Entdecken, Einsetzen und Entwickeln) unterschieden, womit auch verschiedene Kompetenzanforderungen verbunden sind.
Kompetenzdimensionen
Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Mediennutzung; Kommunikation mit und durch Medien; angewandte und praktische Informatik; Materialien als Open Educational Resources zur Verfügung stellen können; Verwendung von Lernmanagementsystemen; Einsatz von Applikationen, digitalen Medien und Endgeräten für die Kommunikation und die Zusammenarbeit in der Schulgemeinschaft sowie die für die Gestaltung von schulischerÖffentlichkeitsarbeit.
Kognitive Dimension: Informatik in der Gesellschaft, Informatiksysteme; Suchen, Finden, Auswählen, Bewerten und Sammeln von Onlinematerialien; fachspezifische Apps kennenlernen.
Kreative Dimension: Eigene Medienschöpfungen; Materialien erstellen bzw. zur Unterstützung von Lernprozessen adaptieren; Gestalten von Lernmanagementsystemen; Lernsettings gestalten können und digitalen Content implementieren.
Soziale Dimension: Lernende in medienpädagogischen Bereichen begleiten und coachen können; das eigene Verhalten in sozialen Medien rollenadäquat und bewusst gestalten.
Kritisch-reflexive Dimension: Die Rolle der Medien als Wirtschaftsfaktor und der Massenmedien als Institution erkennen; Wechselwirkungen zwischen Technologie und Gesellschaft beschreiben und dadurch Möglichkeiten für nachhaltige Bildung erkennen können; sich genereller Auswirkungen der digitalen Medien auf die Bildungslandschaft bewusst sein; sich des sich verändernden Rollenbilds der Lehrenden und der Wirkung von Medien auf Schüler*innen bewusst sein; Reflexion des eigenen Handelns; Reflexion der Möglichkeiten, die digitale Medien für das Wissensmanagement bieten; Fragen des Konsumentenschutz und der Barrierefreiheit betrachten; Applikationen und webbasierte Ressourcen einschätzen und evaluieren können in Hinblick auf einen didaktischen Einsatz; Datenschutz und -sicherheit sowie Urheberrecht beachten; Planen, Durchführen und Evaluieren von Lehr- und Lernprozessen mit digitalen Medien und Lernumgebungen; Einsatzpotenziale von Informations- und Kommunikationstechnologie für schulische Zwecke reflektieren.
Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz
Kompetenz ist erlernbar. Jedoch sehen die Autor*innen, dass ein kompetenter Medienumgang nicht automatisch mit einer Kompetenz auf Ebene der Vermittlung digitaler Kompetenzen in Verbindung steht.
Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?
keine Angabe
Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?
Die Autor*innen stellen fest, dass in der Lehrer*innenausbildung eine stärkere Berücksichtigung des Modells digitaler Kompetenzen wünschenswert wäre, vor allem mit Blick auf die Primarstufe. Auch eine Ausweitung auf den Bereich der Elementarpädagogik wird als Forderung benannt, da dort ebenfalls Kompetenzanforderungen sichtbar werden. Das Ausmaß, in dem digitale Kompetenzen Berücksichtigung in der Lehrer*innenausbildung finden, erscheint je nach angestrebter Schulform unterschiedlich.
Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz
Um das Kompetenzraster verbessern zu können, verweisen die Autor*innen auf die Bedeutung von Langzeitstudien zur Medienkompetenz von Lehrenden.
Quellenangabe
Brandhofer, G., Miglbauer, M., Fikisz, W., Höfler, E., & Kayali, F. (2020). Die Weiterentwicklung des Kompetenzrasters digi.kompP für Pädagog*innen. In C. Trültzsch-Wijnen & G. Brandhofer (Hrsg.), Bildung und Digitalisierung (S. 51-72). Nomos. https://doi.org/10.5771/9783748906247-51