Kooperation von Elternhaus und Schule zum Thema „digitale Medien“

Kurzbeschreibung

Die Kooperation zwischen Elternhaus und Schule kann Eltern in ihren Fähigkeiten zur Internetnutzung und -gestaltung sowie in der Wahl passender Medienerziehungsstrategien ihrer Kinder unterstützen. Voraussetzung dafür ist Wissen darüber, welche Kooperationsangebote Eltern von Schulen zum Thema digitale Medien erhalten. Elterliche Fähigkeiten zur Nutzung und Gestaltung des Internets wurden mit einer deutschen Übersetzung der Internet Skill Scale (van Deursen, Helsper, und Eynon, 2016) erfasst. Die vorliegende Studie untersuchte anhand einer Befragung von Schüler*innen der fünften Klassenstufe und deren Eltern, welche Informations- und Teilhabeangebote letztere erhielten und wie diese Angebote mit elterlichen Fähigkeiten zur Nutzung und Gestaltung des Internets sowie Medienerziehung zusammenhängen. In die Auswertung flossen nur die Daten der Elternbefragung ein, Die statistische Auswertung zeigt, dass Eltern nur zum Teil Informations- und Teilhabeangebote zum Thema "digitale Medien" von der Schule erhielten. Eltern mit Migrationshintergrund und Eltern mit niedrigeren bis mittleren Bildungsabschlüssen berichteten aber, häufiger Angebote zu erhalten. Anders als zu erwarten, fielen die Befunde aus: Je häufiger Eltern Angebote erhielten, bei denen sie digitale Medien mit ihren Kindern zusammen ausprobieren und erproben konnten, umso geringer waren deren Fähigkeiten zur Internetnutzung. Dies kann mit der Passung der Angebote von Schulen zu den Bedürfnissen von Eltern zusammenhängen, aber auch ein Anzeichen dafür sein, dass gerade Eltern mit geringeren Fähigkeiten auf Kooperationsangebote von Schulen häufiger eingehen. Die Autor*innen plädieren dafür, vermehrt schulische Kooperationsangebote für Eltern zu schaffen sowie diese Angebote adressat*innengerecht zu gestalten.

Annahmen über die Folgen der Digitalisierung

Herausforderungen für Eltern ergeben sich dadurch, dass die Internetnutzung im kindlichen Alltag heute durchweg präsent ist.

Kompetenzanforderungen

Eltern von Schüler*innen sollen durch verstärkte Kooperation mit Schulen im Bereich der Internetnutzung und der Gestaltung von Internetangeboten Kompetenzen erwerben oder erweitern, um ihre Kinder beim Kompetenzerwerb qualifiziert unterstützen zu können. Eltern sollen durch Informations- und Kooperationsangebote der Schulen dazu befähigt werden, die geeigneten Medienerziehungsstrategien auszuwählen. Deshalb müssen Eltern selbst über entsprechende Medienkompetenzen bzw. internetbezogene Nutzungs- und Gestaltungskompetenzen verfügen, bevor sie diese an ihre Kinder vermitteln können. In der vorliegenden Studie umfassen Fähigkeiten zur Internetnutzung z. B. Recherchefähigkeiten und das Verstehen und die Risikobeurteilung von Inhalten aus dem Internet. Bei der Internetgestaltung ist die Fertigkeit, eigene qualitativ akzeptable Internetinhalte zu erstellen und ggf. im Internet zu veröffentlichen, gefordert.

Kompetenzdimensionen

Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Recherchefähigkeit.

Kognitive Dimension: Internetrecherchen durchführen können, z.B. entscheiden, welche Schlagwörter am geeignetsten für eine Internetrecherche sind.

Kreative Dimension: eigene qualitativ akzeptable Internetinhalte erstellen und ggf. im Internet veröffentlichen können; Wissen über Gestaltungsmöglichkeiten im Internet, z.B. wie eine Internetseite entworfen wird.

Soziale Dimension: eigene Inhalte im Internet veröffentlichen können.

Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz

Zwei von vier Kompetenzdimensionen – nämlich Mediennutzung und Mediengestaltung – nach Dieter Baacke werden ausgewählt und ohne weiterführende Begründung der Dimensionenauswahl auf das Internet bezogen.

Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?

keine Angabe

Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?

Die empirische Studie betrachtet Eltern differenziert nach deren formalem Bildungshintergrund (Bildungsabschluss), Erwerbstätigkeit und Migrationshintergrund (erhoben durch die Muttersprache des befragten Elternteils).

Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz

keine Angabe

Zentrale empirische Befunde über Kompetenz

Die Studie berichtet über Zusammenhänge elterlicher Medienkompetenz (Fähigkeiten zur Nutzung und Gestaltung des Internets) und Informations- und Kooperationsangeboten der Schulen. Die Studie zeigt außerdem Zusammenhänge zwischen elterlicher Medienkompetenz (Fähigkeiten zur Nutzung und Gestaltung des Internets) und deren Medienerziehungsstrategien auf. Die Eltern geben an, zum Teil Angebote von der Schule zu erhalten, die ihnen Informationen zum Einsatz und zum Umgang mit digitalen Medien vermitteln. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass zum Zeitpunkt der Erhebung im Winter 2019/2020 Eltern noch relativ wenig Angebote zum Thema "digitale Medien" von Schulen erhielten. Gerade von Angeboten, die gemeinsame Lernprozesse mit dem Kind anregen sollten, wurde eher selten berichtet. Eltern mit Migrationshintergrund und niedrigen bis mittleren Bildungsabschlüssen erhielten mehr Angebote zum Thema "digitale Medien".

Quellenangabe

Bonanati, S., Kurock, R. Gruchel N., & Buhl, H. M. (2022). Kooperation von Elternhaus und Schule zum Thema „digitale Medien“. Unterschiede zwischen Elternhäusern und Zusammenhänge mit elterlichen Fähigkeiten zur Nutzung und Gestaltung des Internets sowie Medienerziehung. MedienPädagogik. Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung, 46, 72-92.

Sonstige Anmerkungen

Die Studie hat den Schwerpunkt auf dem Bereich Kooperation Schule und Elternhaus. Auf Basis empirischer Daten werden Zusammenhänge zwischen Kooperationsangeboten der Schule an Eltern für den Bereich Internetkompetenzen und elterlichen Kompetenzen zur Internetnutzung und deren Medienerziehungsstrategien belegt.

Zuletzt geändert am 16. Juli 2024.