Die Informationskompetenz Studierender bei der Evaluation von Suchergebnissen
Kurzbeschreibung
Der Beitrag fokussiert sich auf Medienkritik bzw. Informationskompetenz von Lehramtsstudierenden. Zunächst gibt die Autorin einen Einblick in verschiedene Kompetenzmodelle und Definitionen von Medienkritik als Teilbereich der Medienkompetenz. Im Anschluss werden erste Ergebnisse einer Studie präsentiert, in der untersucht wurde, anhand welcher Kriterien Studierende Ergebnisse aus einer Trefferliste auswählen. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass trotz einer Vertrautheit mit Internetrecherchen Informationskompetenz im Rahmen des Lehramtsstudiums gefördert werden sollte, denn nicht alle Studierenden sind in der Lage, ihre Auswahl gut zu begründen.
Annahmen über die Folgen der Digitalisierung
Phänomene, wie Fake News, und Entwicklungen, wie Social Bots und Deep Fake, führen dazu, dass eine kritische Einordnung und Bewertung von Informationen in digitalen Kommunikationsmedien zunehmend relevanter wird - auch vor dem Hintergrund dass soziale Medien zunehmend als Quelle für Nachrichten genutzt werden. Das gilt auch für Kinder und Jugendliche, da sich zeigt, dass für sie die Nutzung solcher Medien zu ihrem Alltag dazugehört. Neben der zunehmenden Kommunikation über soziale Medien hat sich durch die Verbreitung des Internets sowohl der Zugang zu Informationen vereinfacht als auch die Anzahl an zur Verfügung stehender Information stark zugenommen. Jedoch fehlt es sowohl Kindern und Jugendlichen als auch Erwachsenen oft an einem Verständnis für Chancen und Risiken digitaler Medien. Vor allem besteht eine Kluft zwischen theoretischem Wissen (bespielsweise, wie man Glaubwürdigkeit einschätzen kann) und Handlungskompetenz (im Sinne dessen, das Wissen auch anzuwenden).
Kompetenzanforderungen
Auf Basis des empirischen Forschungsstandes beschreibt die Autorin Quellenkritik als eine zentrale Kompetenzanforderung für Kinder und Jugendliche. Auch Lehramtsstudierende sollten bereits zu Beginn ihres Studiums die Relevanz und Qualität von Informationen angemessen einschätzen können.
Kompetenzdimensionen
Kritisch-reflexive Dimension: Begründung der Auswahl von Ergebnissen einer Suchmaschine.
Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz
Medienkompetenz erschöpft sich nicht in Anwendungskompetenz. Darüber hinaus ist beispielsweise Medienkritik ein zunehmend relevanter Teil von Medienkompetenz.
Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?
keine Angabe
Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?
Der Erwerb von Medienkompetenz kann als Kinderrecht und damit als Aufgabe der gesamten Gesellschaft verstanden werden, was zur Folge hat, dass sowohl Erziehungsberechtigte als auch die Schule diesen unterstützen sollten. Die Förderung von Medienkritik muss altersadäquat erfolgen. Während komplexere Reflexionsleistungen erst im Jugendalter möglich werden, können einfachere Reflexionsprozesse schon im Vorschulalter sinnvoll angestoßen werden. Die Autorin verweist darauf, dass Kinder in den Umgang mit digitalen Medien schon vor der Schule vor allem in ihrer Familie erlernen. Im Schulalter kommen Lehrkräfte als wichtige Vorbilder hinzu, die über die Bedienung von Medien hinaus den "produktiven, kritischen und reflektierten Umgang" mit diesen vermitteln (S. 156).
Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz
Eine Herausforderung in der Erhebung bestand darin, dass nicht alle Teilnehmenden ihre Wahl ausführlich begründeten. Dies kann mit der Aufgabenstellung zusammenhängen, da keine Recherche wirklich durchgeführt werden musste, sondern lediglich anhand von Beispielen eine Auswahl erklärt werden sollte.
Zentrale empirische Befunde über Kompetenz
Die ausgewählten Ergebnisse geben Einblick in sehr unterschiedliche Auswahlkriterien, die Studierende an die Suchergebnisse anlegen und damit auch auf unterschiedlich ausgeprägte Reflexionsfähigkeiten. Manche Studierende können ihre Auswahl von Suchergebnissen gut begründen. Beispielsweise nennen sie dabei den Verfasser*in, das Datum oder den Kurzinhalt als Kriterien. Andere ziehen eher verallgemeinernde Begründungen heran, was auf Unsicherheiten hindeutet. Viele Studierende präferieren PDF-Dokumente, da diese nicht verändert werden können und geben somit dem "gedruckten" Wort den Vorrang (S. 165). Auch die durch die Suchmaschine erstellte Reihung der Ergebnisse spielt bei der Auswahl durch die Studierenden eine Rolle. Das interpretiert die Autorin dahingehend, dass das Einschätzen von Vertrauenswürdigkeit eher der Suchmaschine überlassen, anstatt als eigene Verantwortung verstanden wird. Anscheinend haben nur wenige der Teilnehmenden eine Vorstellung davon, wie die Reihenfolge der Suchergebnisse zu Stande kommt. Insgesamt zeigen sich deutlich Unterschiede in der Informationskompetenz, was wahrscheinlich auch durch Vorbildung und Sozialisation bedingt ist.
Quellenangabe
Gabriel, S. (2020). Die Informationskompetenz Studierender bei der Evaluation von Suchergebnissen. In C. Trültzsch-Wijnen & G. Brandhofer (Hrsg.), Bildung und Digitalisierung (S. 153-168). Nomos.