Die Vermittlung von Nachrichtenkompetenz in der Schule – Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von Lehrkräften im Februar/März 2020

Kurzbeschreibung

Die Untersuchung beleuchtet das Bild, das Lehrkräfte von den Medien und dem Mediensystem in Deutschland haben, sowie das persönliche Informations- und Mediennutzungsverhalten der Lehrkräfte. Dabei geht es auch um das Wissen der Lehrkräfte über das Informationsverhalten von Jugendlichen.

Annahmen über die Folgen der Digitalisierung

Durch Digitalisierung ändert sich das Mediennutzungs- und Informationsverhalten der Bevölkerung. Das Internet wird wichtiger und immer häufiger genutzt. Durch immer mehr und leichter zugängliche Informationen, fällt es der Bevölkerung allerdings z.B. schwerer, Informationen hinsichtlich ihrer Zuverlässigkeit einzuschätzen. Mit dieser Unsicherheit, welche Informationen vertrauenswürdig sind, geht auch eine zunehmende Bedeutung persönlicher Kommunikation und Ratschläge einher. Diese Veränderungen führen dazu, dass die Fähigkeit, kompetent mit Nachrichten umzugehen, zunehmend an Wichtigkeit gewinnt.

Kompetenzanforderungen

Bürger*innen müssen über die Fähigkeit verfügen, sich in den Informationsangeboten orientieren zu können.

Kompetenzdimensionen

Kognitive Dimension: Wissen welche unterschiedlichen Nachrichtenquellen es gibt; Nachrichten verstehen und korrekt wiedergeben können; Verständnis für Hintergründe und Zusammenhänge entwickeln; Veränderung in der Medienlandschaft verstehen; Bedeutung von Medien für das politische System verstehen.

Kreative Dimension: Nachrichten selbst verfassen können.

Kritisch-reflexive Dimension: Nachrichten/Informationsquellen beurteilen, kritisch hinterfragen und einordnen; Verständnis für Hintergründe/Zusammenhänge; Veränderung in der Medienlandschaft verstehen; Bedeutung von Medien für das politische System verstehen.

Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz

Die Schule spielt eine zentrale Rolle bei der Vermittlung von Nachrichtenkompetenz.

Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?

Die Perspektive der Lehrkräfte wird dahingehend einbezogen, dass diese beispielsweise angeben können, welche Facetten von Nachrichtenkompetenz ihnen wichtig erscheinen und für wie wichtig sie die Vermittlung von Nachrichtenkompetenz insgesamt im Vergleich zu anderen Bildungsinhalten beurteilen (siehe z.B. die Skala: "Bedeutung verschiedener Dimensionen von Nachrichtenkompetenz aus Sicht der Lehrkräfte"). Außerdem werden die Lehrkräfte befragt, ob sie schon einmal Nachrichtenkompetenz im Unterricht behandelt und wie sie dies erlebt haben. Die Perspektive der Schüler*innen wird nicht einbezogen.

Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?

In der Studie werden Ergebnisse der Befragung von Lehrkräften nach Region (Ost- bzw. Westdeutschland) aufgeschlüsselt. Auch die Schulform, an der die Lehrkräfte unterrichten, findet Berücksichtigung. Die persönliche Bedeutsamkeit des Informiertseins und das persönliche Nutzungsverhalten der Lehrkräfte spielt ebenfalls eine Rolle, da davon ausgegangen wird, dass diese Faktoren u.a. die Vermittlung von Nachrichtenkompetenz im Unterricht beeinflussen. Zudem werden weitere Rahmenbedingungen einbezogen, wie etwa, ob der Lehrplan für die Vermittlung von Medienkompetenz ausreichend Freiraum bietet, ob dafür passende Lehrmaterialien vorhanden sind und ab welchem Alter der Schüler*innen Nachrichtenkompetenz vermittelt werden sollte.

Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz

keine Angabe

Zentrale empirische Befunde über Kompetenz

Die meisten Lehrkräfte nehmen die Vermittlung von Nachrichtenkompetenz in der Schule als relevant wahr. Prioritätssetzungen und Praxis der Lehrkräfte sind nicht immer deckungsgleich. In der Regel ist Raum für das Thema im Lehrplan, aber nicht genug. Die meisten Lehrkräfte nehmen die Nachrichtenkompetenzvermittlung als positiv und effektiv wahr. Es gibt bei den Lehrkräften erhebliche Lücken beim Wissen über das Mediensystem in Deutschland und das Mediennutzungsverhalten von Jugendlichen. Eine starke Minderheit der Lehrkräfte hat ein negatives Bild von den Medien in Deutschland, gut ein Viertel hat nur wenig Vertrauen in die Berichterstattung. In den ostdeutschen Bundesländern zeigt sich eine negativere Einschätzung der Qualität von Medien. Eine aktive oder tägliche Information ist vor allem für viele jüngere Lehrkräfte nicht selbstverständlich. Haltungen und Informationsverhalten der Lehrkräfte haben starke Auswirkungen auf die Thematisierung von Nachrichtenkompetenz im Unterricht. Jüngere Lehrkräfte informieren sich vermehrt über das Internet. Als wichtigster Aspekt der Nachrichtenkompetenz wird von den Lehrkräften Falschmeldungen bzw. Fake News erkennen können angegeben. Die meisten Lehrkräfte sind überzeugt, dass ihre Bemühungen, Nachrichtenkompetenz zu vermitteln, fruchten.

Quellenangabe

Institut für Demoskopie (2020). Die Vermittlung von Nachrichtenkompetenz in der Schule. Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von Lehrkräften im Februar/März 2020. https://stiftervereinigung.de/wp-content/uploads/2020/09/Bericht_Lehrkraftebefragung_Nachrichtenkompetenz_neutral.pdf

Zuletzt geändert am 16. Juli 2024.