Medienkompetenz – Herausforderungen im Umgang mit konvergierenden Medienangeboten
Kurzbeschreibung
Im Beitrag wird eine Neujustierung des Begriffs Medienkompetenz diskutiert. Aufgrund zahlreicher medialer und damit wechselseitig verbundener gesellschaftlicher Veränderungen stellen sich an Heranwachsende zahlreiche Kompetenzanforderungen. Daher ist eine Diskussion darüber erforderlich, wie Medienkompetenz heutzutage aussehen muss und welche Facetten sie aufweist. Als Ziel von Medienkompetenzförderung wird der selbstbestimmte Mediengebrauch benannt. Beispielhaft wird dies am Social Web verdeutlicht, welches Jugendlichen zahlreiche Möglichkeiten der Partizipation bietet, jedoch zugleich vor Herausforderungen stellt hinsichtlich der Preis- bzw. Weitergabe von Informationen und damit verbundenen Risiken. Vor diesem Hintergrund lassen sich fünf Ebenen unterscheiden, auf denen Kompetenzen nötig werden: Identität, Privatheit, Urheberrecht und Autor*innenschaft, Vertrauen und Glaubwürdigkeit sowie Partizipation.
Annahmen über die Folgen der Digitalisierung
Die Digitalisierung und die zunehmende Konvergenz von Medien werden als Phänome eines breiteren medialen und sozialen Wandels begriffen. Diese Phänomene führen dazu, dass die Grenzen zwischen verschiedenen Medienangeboten verschwimmen. Durch die Konvergenz digitaler Medien sowie dadurch, dass Bewegtbildangebote zunehmend über verschiedene Plattformen abrufbar sind, ergeben sich zahlreiche Veränderungen. Der Alltag der Menschen ist von Medien durchdrungen. Mit der Mediatisierung geht einher, dass sich Medien- und Kommunikationsdienste nicht mehr klar voneinander abgrenzen lassen. Medien stellen zahlreiche erweiterte Möglichkeiten zur Kommunikation bereit, können Menschen dadurch aber auch heraus- oder sogar überfordern. Mit dem medialen und gesellschaftlichen Wandel hängen zahlreiche Fragen zusammen, wobei der Frage nach Partizipationschancen, Inklusion und Exklusion eine besondere Bedeutung zukommt.
Kompetenzanforderungen
Das Zusammenspiel von Mediensystem und ökonomischen Praxen der Werbewirtschaft, das sich in der kommerziellen Produktgestaltung niederschlägt und in Rückbindungsprozesse zu den Erwartungen, Bedürfnissen und Gestaltungskompetenzen der unterschiedlichen Nutzer*innen eingebunden ist, stellt neue Herausforderungen an Kinder und Jugendliche. Zentral ist beispielsweise, Online-Werbung kritisch betrachten zu können sowie sie in unterschiedlichen Formen erkennen zu können.
Kompetenzdimensionen
Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Mediengeräte bedienen können; Medien für eigene Belange nutzen können (zum Beispiel für Onlinebanking); Medien für die Artikulation eigener Anliegen nutzen.
Kognitive Dimension: Werbung in unterschiedlichen Formen erkennen können; Wissen über Medien, zum Beispiel das Mediensystem oder Funktionsweisen von Medien; auf Medien und ihre Anwendung bezogenes Wissen; Wissen in Bezug auf ökonomische und juristisch relevante Aspekte sowie auf das Mediensystem; Verstehen von medialen Texten wie zum Beispiel Sprache, Schrift, Symbole, Animationen, Grafiken oder Filmen; Kontrollmechanismen verstehen.
Affektive Dimension: Genießen von Medienangeboten unter Abwägung der Nutzung anderer Freizeitangebote.
Kreative Dimension: Medien für die Artikulation eigener Anliegen nutzen; Handeln sowohl mit als auch in Bezug auf Medien als Informationsvermittler*in und als Chance zu Ausdrucksgestaltung.
Soziale Dimension: ‚Code of Conduct‘ von Social-Network-Sites kennen und produktiv an ihnen teilhaben.
Kritisch-reflexive Dimension: kritisch mit Werbung umgehen können; analytische Auseinandersetzung mit Medienangeboten; Fähigkeit zur Selbstreflexion; ethischer Umgang mit Medien wie etwa die Fähigkeit, Grenzen zu erkennen und verantwortlich mit neuen Möglichkeiten und Herausforderungen umzugehen; Beurteilen von Medienangeboten und -systemen unter ästhetischen und moralischen Gesichtspunkten; Auswählen wann, wie und wem man Informationen mitteilen darf; Urheberrecht bzw. Autor*innenschaft achten.
Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz
Medienkompetenz wird in dem vorliegenden Artikel im Sinne einer umfassenden kommunikativen Kompetenz verstanden. Als solche wird sie in der Lebenswelt der Kompetenzträger*innen, beispielsweise der Schule oder der Peer-Group, sichtbar. Sie "zielt damit auf die Fähigkeit des Menschen, „potenziell situations- und aussageadäquate Kommunikationen auszugeben und zu empfangen, ohne an Reize und von ihnen gesteuerte Lernprozesse gebunden zu sein“" (S. 1225). Es wäre verkürzt, Medienkompetenz lediglich als Fertigkeiten zum Umgang mit Medienangeboten und -diensten zu zu definieren. Vielmehr ist Medienkompetenz stets als soziale Handlungskompetenz zu verstehen. Die Förderung von Medienkompetenz ist ein relevantes Ziel. Dabei ist Medienkompetenz kein statischer Begriff. Je nach technologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen kann sich ihr Schwerpunkt verändern.
Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?
Anforderungen an Medienkompetenz können nicht ausgehend von Medien definiert werden. Es geht vielmehr darum, welche Bedeutung Medien für ein Subjekt haben.
Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?
Um Kompetenz zu stärken bedarf es eines Blickes auf den Lebenshintergrund bzw. den Alltag der Kompetenzträger*innen. Für die Kompetenzförderung gilt es sowohl Eltern als auch pädagogische Einrichtungen in die Verantwortung zu nehmen. Medienkompetenz realisiert sich in der Lebenswelt der Kompetenzträger*innen und ist durch historische und gesellschaftliche Bedingungen beeinflusst. Zudem wird in Anlehnung an Stefan Aufenanger argumentiert, dass Kompetenzträger*innen als Aktive im Bildungsprozess verstanden werden sollen (mit all ihren entwicklungsbedingten Voraussetzungen sowie Lebensaufgaben).
Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz
keine Angabe
Quellenangabe
Paus-Hasebrink, I. (2020). Medienkompetenz. In J. Krone & T. Pellegrini (Hrsg.), Handbuch Medienökonomie (S. 1217-1233). Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-09560-4_56