Messung instrumenteller und kritisch-reflexiver Medienkompetenzen sowie medienbezogener Lehrkompetenzen von (angehenden) Lehrkräften – Entwicklung einer szenarienbasierten Kurzskala

Kurzbeschreibung

Wie lässt sich Medienkompetenz von Lehrkräften messen? Bisher wird Kompetenz oft durch allgemeine Selbsteinschätzungen erhoben. Im vorliegenden Beitrag wird eine Alternative dazu vorgestellt, nämlich ein szenarienbasiertes Selbsteinschätzungsinstrument. Die Besonderheit daran ist, dass Befragten eine Situation skizziert wird, in der sie eine bestimmte Kompetenz benötigen, um ein medienbezogenes Problem zu lösen. Das Erhebungsinstrument fragt zwar weiterhin Selbsteinschätzungen ab. Jedoch vermindert sich durch die Szenarien das Risiko, dass Befragte unterschiedlich verstehen, was mit Kompetenz gemeint ist. Das IN.K19+-Instrument ist eines solches szenarienbasiertes Messinstrument. Es unterscheidet instrumentelle und kritisch-reflexive Medienkompetenzen sowie medienbezogene Lehrkompetenzen. Im vorliegenden Beitrag geht es nun darum, eine Kurzskala dieses Instruments zu entwickeln und diese anhand zweier Studien zu validieren.

Annahmen über die Folgen der Digitalisierung

Mündige Bürger*innen benötigen Medienkompetenzen, um effektiv und verantwortungsbewusst an einer durch Digitalität geprägten Kultur teilzuhaben und diese mitzugestalten. Die Digitalisierung stellt Lehrkräfte gleich vor zwei Anforderungen. Zum einen müssen sie sich selbst Komptenzen aneignen und zum anderen sollen sie in der Lage sein, diese in ihrer Arbeit weiterzugeben, das heißt Schüler*innen bei deren Medienaneignung zu begleiten.

Kompetenzanforderungen

Angehende Lehrkräfte benötigen medienbezogene Kompetenzen. Zugleich müssen sie diese aber auch ihren Schüler*innen vermitteln. Sie brauchen also auch medienbezogene Lehrkompetenzen. Diese sind in allen Unterrichtsphasen bedeutsam - sowohl in der Planung des didaktischen Designs vor dem eigentlichen Unterricht als auch im Unterricht selbst sowie nach dem Unterricht, wo der Medieneinsatz reflektiert und evaluiert wird, und in der Unterrichtsentwicklungsphase.

Kompetenzdimensionen

Instrumentell-qualifikatorische Dimension: Digitale Medien bedienen und anwenden; mithilfe digitaler Medien kommunizieren und kooperieren; Funktionsweisen und grundlegende Prinzipien von Medienangeboten und Informatiksystemen zur Bewältigung neuer Herausforderungen einsetzen; Probleme insbesondere in Medienangeboten und Informatiksystemen auch mithilfe von Algorithmen lösen; Daten und Informationen zielorientiert speichern, modellieren und aufbereiten.

Kognitive Dimension: Informationen recherchieren und verarbeiten; Daten und Informationen zusammenfassen und strukturieren; Funktionsweisen und grundlegende Prinzipien von Medienangeboten und Informatiksystemen durchdringen; Konzepte kennen, um Inhalte, Wirkungsweisen und Gestaltungsmittel digitaler Medien zu analysieren und zu beurteilen.

Kreative Dimension: Produktion und Präsentation von Medieninhalten mithilfe digitaler Medien.

Soziale Dimension: Mithilfe digitaler Medien kommunizieren und kooperieren; Medieninhalte mithilfe digitaler Medien präsentieren; andere dabei unterstützen, Inhalte, Wirkungsweisen und Gestaltungsmittel digitaler Medien zu analysieren und zu beurteilen.

Kritisch-reflexive Dimension: Sowohl digitale Medien und Medieninhalte als auch die Rolle analysieren und reflektieren, die digitale Medien in modernen Gesellschaften einnehmen; Probleme insbesondere in Medienangeboten und Informatiksystemen identifizieren; Bedeutung der Medien und digitaler Technologien für die Wirtschaft, Berufs- und Arbeitswelt reflektieren.

Zentrale theoretische Annahmen über Kompetenz

Medienbezogene Basiskompetenzen sind Fähigkeiten, die erforderlich sind, um effektiv und verantwortungsbewusst an einer durch Digitalität geprägten Kultur teilzuhaben und diese aktiv mitzugestalten. Alle mündigen Bürger*innen benötigen medienbezogene Basiskompetenzen - darunter natürlich auch Lehrkräfte. Gleichzeitig müssen Lehrende diese Kompetenzen auch ihren Schüler*innen vermitteln.

Perspektive der Kompetenzträger*innen auf Kompetenz einbezogen?

keine Angabe

Lebenskontexte der Kompetenzträger*innen einbezogen?

Die Studie berücksichtigt den beruflichen Kontext angehender Lehrkräfte.

Herausforderungen der Erfassung von Kompetenz

Häufig wird bisher auf Selbsteinschätzungen von Lehrkräften zurückgegriffen, um Kompetenz zu messen. Dies wird jedoch kritisiert, da sich so Verzerrungen ergeben können. Zudem erschweren vage Itemformulierungen eine valide Messung von Kompetenzen. Diese Herausforderungen berücksichtigen die Autor*innen bei der Entwicklung ihres eigenen Instruments. Dieses basiert auf einem szenarienbasierten Messansatz. So können mithilfe von Szenarien Selbsteinschätzungen präzisier ermittelt werden.

Zentrale empirische Befunde über Kompetenz

Die Studienergebnisse verweisen darauf, dass die entwickelte Kurzskala ein reliables und valides Messinstrument ist.

Quellenangabe

Vejvoda, J., Stadler, M., Schultz-Pernice, F., Glas, J., Fischer, F., & Sailer, M. (2024). Messung instrumenteller und kritisch-reflexiver Medienkompetenzen sowie medienbezogener Lehrkompetenzen von (angehenden) Lehrkräften: Entwicklung einer szenarienbasierten Kurzskala. MedienPädagogik, 57, 103–126. https://doi.org/10.21240/mpaed/57/2024.03.28.X

Zuletzt geändert am 16. Juli 2024.