Fünf Fragen aus dem Netz
Fünf Fragen aus dem Netz
Zum Thema Daten kommen im Internet regelmäßig Fragen auf, die offensichtlich viele Nutzer*innen interessieren. Unser Team hat sich einer Auswahl häufig gestellter Fragen angenommen und sie kurz und knapp beantwortet.
„Daten sind das neue Öl“ – warum?
Daten sind genau wie Öl ein ungeheuer wertvolles Gut, mit dem sich viel Geld verdienen lässt. Doch woher kommt dieser Vergleich eigentlich und was hat es mit dem Satz „Data is the new oil“ auf sich? Der Ursprung des Zitats ist nicht eindeutig. In manchen Quellen wird es dem Mathematiker Clive Humby zugeschrieben:
Data is the new oil. Like oil, data is valuable, but if unrefined it cannot really be used. It has to be changed into gas, plastic, chemicals, etc. to create a valuable entity that drives profitable activity. So, data [must] be broken down, analysed for it to have value.
Andere Quellen sagen, der Ursprung sei ein Artikel in The Economist 2017 mit dem Titel „The world’s most valuable resource is no longer oil, but data“. In dem Artikel bezieht sich der Vergleich von Daten und Öl auf die Monopolstellung von Unternehmen. So wurde die Ölproduktionsfirma Standard Oil im Jahr 1911 vom Supreme Court der Vereinigten Staaten als illegales Monopol bezeichnet und in kleinere Unternehmen aufgeteilt. Ähnlichkeiten zeigen sich nun bei den Technologiegiganten Google, Facebook, Amazon, Apple und Microsoft, die einen ähnlichen Monopolstatus haben.
Neben dem Monopolvergleich ist eine Ähnlichkeit von Daten und Öl der Wert der beiden Ressourcen, also das Potenzial, damit Geld zu verdienen. Matthias Eberl beschreibt in seinem Beitrag, wie leicht Unternehmen aus Daten Geld machen können und dies auch tun. Allerdings reicht weder bei Öl noch bei Daten der Besitz allein aus. So müssen auch Daten richtig genutzt und teilweise aufwendig verarbeitet werden.
Welche Arten von Daten gibt es?
Grundsätzlich kann zwischen personenbezogenen und nicht personenbezogenen Daten unterschieden werden. Lassen sich Daten nicht auf eine identifizierbare Person zurückführen, sind sie nicht personenbezogen. Das kann der Fall sein, wenn sie anonymisiert vorliegen oder wenn Daten sich von vornherein nicht auf eine Person beziehen (z. B. die Finanzen eines Unternehmens). Personenbezogene Daten lassen sich weiter unterteilen in allgemeine Personendaten (z. B. Name, Geburtsdatum und Wohnort), physische Merkmale (z. B. Haarfarbe und Körpergröße) und weitere personenbezogene Daten (z. B. Patientendaten, Kennnummern oder Bankdaten).
Daten lassen sich darüber hinaus anhand ihrer Quelle unterscheiden. Unternehmen erhalten Daten insbesondere auf diesen Wegen:
über das sogenannte Internet of Things (IoT; mit dem Internet verbundene Geräte wie Küchenmaschinen, Smartwatches, intelligente Fahrzeuge usw.)
über Social Media
über offene Datenquellen (z. B. das offene Datenportal der EU)
Während es anfangs vor allem darum ging, zur Fehlerbehebung oder Prozessoptimierung auf vorhandene Daten zurückzugreifen, sind die Bereiche, in denen Daten mittlerweile verwendet werden, zahlreich. Bei Maschinen können z. B. Wartungsarbeiten vorhergesagt und Abläufe simuliert werden. Personenbezogene Daten werden von Unternehmen in erster Linie für Vertrieb, Support und Marketing – auch im politischen Kontext (i.e. politisches Targeting) – verwendet.
Meine Daten wurden missbraucht – was kann ich tun?
Wurden die eigenen Daten missbraucht, so kann man das melden. Da die Datenschutzaufsichtsbehörden in Deutschland föderal strukturiert sind, gibt es nicht nur eine einzige zuständige Stelle. Vielmehr gibt es je nach Bundesland oder Region unterschiedliche Ansprechpartner*innen. Allerdings bietet der Bund auf der Website des Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) einen Kontaktfinder. Dort kann man den Anlass der Beschwerde auswählen und wird anschließend zur zuständigen Stelle geführt. Für bestimmte Bereiche (z. B. Rundfunk, Presse, Religionsgemeinschaften) gibt es zum Teil noch einmal gesonderte Aufsichtsinstanzen, so Prof. Dr. Gernot Sydow, Professor für Europäisches Verwaltungsrecht.
Neben einer Beschwerde empfiehlt die Verbraucherzentrale eine Kontaktaufnahme mit dem/der Datenschutzbeauftragten eines Unternehmens (am besten nimmt man die zuständige Behörde in cc). Hierfür finden sich auf der Seite der Verbraucherschutzzentrale Musterschreiben für Datenschutzanliegen.
Besser ist es, wenn es gar nicht erst zum Datenmissbrauch kommt. Dafür setzen sich verschiedene Initiativen, wie zum Beispiel die Nichtregierungsorganisation Digitalcourage, ein. Digitalcourage organisiert Aktionen und Kampagnen zu Themen wie den problematischen Umgang mit Gesundheitsdaten und macht auf Probleme im Bereich Datenschutz aufmerksam. Die Organisation European Digital Rights (EDRi) setzt sich in Brüssel als Lobby für Netzaktivismus ein und versucht, die Gesetzgebung rund um Datenschutz, Überwachung, Netzneutralität und Urheberrecht kritisch zu begleiten.
Warum ist es wichtig, die eigenen Daten zu schützen?
Warum es so wichtig ist, die eigenen Daten zu schützen, machte die Süddeutsche Zeitung 2019 in ihrem Sammelbeitrag „Digitale Privatsphäre: Überwacht und verkauft“ deutlich. In einem Interview bezeichnet der Programmierer Aral Balkan die Überwachung und Vermarktung persönlicher Daten im Netz als eine neue Form der Sklaverei. Tech-Konzerne wie Facebook (jetzt Meta) und Google überwachen durch bestimmte Tracking-Tools alles, was wir im Netz tun. So hat Google durch das eingebaute Tracking-Programm Google Analytics etwa 70 bis 80 Prozent des Web im Blick. Von jeder Person, die sich im Internet bewegt, wird ein digitaler Zwilling mit etlichen Informationen erstellt. Und dieses Profil wird ständig verändert und von Algorithmen analysiert – mit jedem Klick wird es noch akkurater. Diese Profile, diese persönlichen Daten also, werden dann verkauft. Und je mehr Daten erfasst wurden, desto mehr Geld kann verlangt werden, denn umso teurer können Werbeflächen in Apps und auf Websites verkauft werden. Die ehemalige Harvard-Professorin Shoshana Zuboff bezeichnet dieses Geschäftsmodell als „Überwachungskapitalismus“.
Neben den personalisierten Werbeanzeigen gibt es jedoch auch noch extremere Folgen: Lebt zum Beispiel eine homosexuelle Person in einem Land, in dem Homosexualität unter Strafe steht, können die im Internet preisgegebenen Daten die Person gefährden. Doch auch in privilegierten Ländern wie Deutschland erwarten Kritiker, dass der Preis des Datensammelns schon bald spürbar werden könnte. Zum Beispiel bei Versicherungstarifen: So bekommen Personen, die die App des Versicherungskonzerns Allianz installieren, die Bewegungsdaten beim Autofahren übermittelt, bereits heutzutage Rabatte.
Self-Tracking: Wie können wir Daten für unser Wohlbefinden nutzen?
Daten sind eine wichtige Grundlage für gesellschaftliche, politische, wirtschaftliche und medizinische Entscheidungen. Auch im Alltag vieler Menschen spielen Daten eine immer größere Rolle. Nicht nur weil andere Daten von uns erheben und verwenden, sondern auch weil wir ganz einfach Daten über uns selbst sammeln und nutzen können: Mit selbst erhobenen Daten können wir herausfinden, wie viele Schritte wir gelaufen sind, ob der Schlaf erholsam war oder die Blutdruckwerte des letzten Monats normal waren.
Schon seit der Antike dokumentieren Menschen ihre eigenen Aktivitäten. So wurden bereits damals Sportroutinen in kleinen Tagebüchern festgehalten. Heutzutage erfassen viele Menschen ihre Aktivitäten digital: Smartphones, Apps oder Fitness-Uhren werden zum sogenannten Self-Tracking genutzt. Sogar Emotionen können so getrackt werden. Der Begriff „Self-Tracking“ („self“ = selbst, „to track“ = überwachen) bezeichnet das Messen, Protokollieren, Auswerten und Abbilden eigener körperlicher oder psychischer Kennwerte mittels digitaler Technik. Mithilfe von Algorithmen werten die Tracker die Daten aus und die Nutzer*innen können dann die Ergebnisse in Form von Graphen, Tabellen und Diagrammen ansehen. Das kann motivieren, sportlich aktiv zu sein, oder Anlass sein, den eigenen Körper besser kennenzulernen. So kann das Tracken der eigenen Daten Menschen dabei helfen, die Kontrolle über ungesunde Gewohnheiten zu behalten.
Mit Self-Tracking gehen aber auch Herausforderungen und Risiken in Bezug auf Datenschutz sowie Leistungsdruck und Selbstoptimierung einher. So zeigt die Süddeutsche Zeitung in einem Artikel zur Datensicherheit von Zyklus-Apps, dass Nutzer*innen , da Werbetreibende großes Interesse an den hochsensiblen Daten haben: Von 25 untersuchten Anwendungen gab es 18 Warnhinweise und nur eine konnte ohne Vorbehalte empfohlen werden.
Zitation
Kinzl, C.; Tausche, S.; Schober, M. 2022: Fünf Fragen aus dem Netz. Im Rahmen des Projektes Digitales Deutschland. Online verfügbar: https://digid.jff.de/magazin/daten/fuenf-fragen-daten/